Amanshausers Album: Neuland

In Zeiten des Klimawandels ist eher das Gegenteil der Fall. Aber manchmal schießt doch ein neues Eiland wie die Schwammerl aus dem Meer. Wie zuletzt in Tonga.
In Zeiten des Klimawandels ist eher das Gegenteil der Fall. Aber manchmal schießt doch ein neues Eiland wie die Schwammerl aus dem Meer. Wie zuletzt in Tonga.Die Presse
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Was man beim Inselurlaub wissen sollte. Teil 1: Es gibt durchaus neue Inseln, die entstehen.

Inseln kommen und gehen, manchmal schneller, als man glaubt. Zum Beispiel Ferdinandea, südwestlich von Sizilien. Am 10. Juli 1831 wurde sie erstmals gesichtet. Nach dem Ausbruch eines unterirdischen Vulkans war sie plötzlich da. Verschiedene Länder erhoben alsbald Anspruch auf den strategisch inte­ressanten Ort, sodass Ferdinandea – so hieß sie im nahe gelegenen Regno delle Due Sicilie (Königreich beider Sizilien), nach dem damaligen Herrscher, dem Bourbonen Ferdinand II. – noch andere Namen erhielt, Île Julia, Sciacca, Nerita, Corrao, Hotham und Graham Island. Im August hatte Ferdinandea 4,8  Kilometer Umfang und war 63 Meter hoch. Während der Streit um ihre Zugehörigkeit noch in vollem Gange war, im Dezember des gleichen Jahres, versank sie vor den Augen der Ansprucherhebenden.

Bevor Sie nun fürchten, dass auch Ihre Urlaubsinsel untergehen könnte, muss dazugesagt werden, dass Vulkangebilde, wenn der Magma-Nachschub von unten abbricht, den Kräften des Meeres oft nicht standhalten. Die Frage ist, aus wieviel Asche und wie viel gehärtetem Gestein sich die Lava zusammensetzt. Es gab in den letzten Jahrzehnten einige erfolgreiche Neugeburten, etwa die Azoreninsel Capelinhos (1957), die ein Jahr später mit Faial verschmolz, 1963 Surtsey an der Südküste Islands, Nishino­shima und Niijima („neue Insel") 1973 und 2013 bis 2014 in Japan, die sich vereinigten, und in unserem Jahrzehnt auch zwei im Zubair-Archipel (Jemen). Die letzte neue Insel wuchs 2014 bis 2015 im ozeanischen Tonga, sie ist die Frucht des Unterwasservulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai und stolze 149 Meter hoch. Pflanzen wachsen dort, und sogar eine Eule wurde schon gesichtet. Namen hat sie noch keinen, der König von Tonga will sich nicht lächerlich machen. Wer weiß, wie lang sie durchhält. In einem Jules-Verne-Roman vergrub ein Pechvogel drei Fässer mit Gold und Diamanten auf der guten, alten Ferdinandea. Heute liegt sie knapp unter dem Meeresspiegel und manchmal steigt dort Rauch auf. 1986 hielten US-Kampfjets auf dem Weg nach Libyen sie für ein feindliches U-Boot und eröffneten folgerichtig das Feuer.

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