Kein EU-Geld für neues Wien-Museum

Die Hauptstadt ist zu reich, um Subventionen für Museumsneubau zu erhalten.

BRÜSSEL(go). Wenn die Wiener Stadtregierung ein neues Wien-Museum bauen will, darf sie nicht auf EU-Förderungen hoffen. „Zurzeit kriegen Städte mit der Finanzkraft Wiens de facto gar nichts“, sagte Bürgermeister Michael Häupl in Brüssel vor Journalisten.

Wien ist eine der reichsten Regionen Europas. Im Jahr 2007 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) lag seine Wirtschaftsleistung pro Kopf bei 163Prozent des EU-Durchschnitts. Die Wiener erwirtschaften also ein um fast zwei Drittel höheres Bruttoinlandsprodukt (BIP) als der durchschnittliche Europäer.

Das schlägt sich auch in den Geldbörsen der Wiener Familien nieder. Laut Eurostat ist das durchschnittliche verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in Wien seit dem EU-Beitritt von 14.683,30 auf 19.485,40 Euro pro Jahr gestiegen. Dieser Wert umfasst selbst erarbeitetes Einkommen und alle Sozialtransfers. Auch gemessen an diesen Werten scheint Wien seit Jahren regelmäßig unter den zehn bis 15 wohlhabendsten Regionen der EU auf.

Das Beste aus beiden Welten

Das regionale BIP pro Kopf ist die wichtigste Messzahl, mit der Brüssel die Förderungswürdigkeit von Regionen aus den Fonds der Strukturpolitik bemisst. Darum erhält Wien in der Finanzierungsperiode 2007 bis 2013 nur rund 25Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, dem wichtigsten dieser Geldtöpfe.

Wien hat allerdings trotz seines Wohlstandes eine vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit. Darum fließen aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) laut Berechnungen der Stadtregierung in derselben Periode zirka 175 Mio. Euro nach Wien. Genauer lässt sich das nicht eruieren, weil die ESF-Mittel vom Sozialministerium über das Arbeitsmarktservice verteilt werden.

Häupl hätte trotzdem gerne das Beste aus beiden Welten, also mehr Subventionen aus den EU-Strukturmittelfonds für Wien. „Es geht darum, die EU auch in wohlhabenden Städten sichtbar zu machen“, sagte er.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2010)

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