Korea-Gipfel: "Manchmal muss man gehen"

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Das Zusammentreffen zwischen Nordkoreas Machthaber und dem US-Präsidenten wurde vorzeitig beendet. Kim Jong-un forderte eine Aufhebung der Sanktionen gegen sein Land. "Das konnten wir nicht", entgegnete Trump.

Als der Autokonvoi von Donald Trump am Donnerstag das luxuriöse Metropole Hotel in der vietnamesischen Hauptstadt abrupt verließ, war endgültig klar: Eine Vereinbarung zwischen dem US-Präsidenten und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un würde nicht unterzeichnet werden. Das zweite Gipfeltreffen der beiden wurde vorzeitig abgebrochen, zu einem gemeinsamen Mittagessen kam es nicht mehr.

Es wäre nicht angemessen gewesen, ein Abkommen zu unterschreiben, sagte Donald Trump am Ende des voreilig abgebrochenen Gipfels. "Ich mache es lieber richtig als schnell." Man müsse immer bereit sein, auch aufzustehen und zu gehen. Kim habe sich zwar bereit erklärt, Nordkoreas größten Atomreaktor Yongbyon abzubauen, allerdings nur wenn die USA die Sanktionen komplett aufheben.

"Das konnten wir nicht ... wir mussten weggehen", sagte der US-Präsident. Trump berichtete, dass die US-Seite neben der Anlage zur Uran-Anreicherung in Yongbyon auch die Schließung weiterer Atomstätten in Nordkorea verlangt habe. "Ich denke, er war überrascht, dass wir darüber Bescheid wussten." Kim habe aber zugesagt, die Atomwaffentests nicht wieder aufzunehmen. Eine Verschärfung der Sanktionen schloss Trump - im Wohle der nordkoreanischen Bevölkerung - aus.

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Niederlage für Trump

Dass sich Trump und Kim auf dem Gipfel eine bahnbrechende Einigung erzielen, war schon im Vorhinein ausgeschlossen worden: Der US-Sicherheitsapparat und unabhängige Experten hatten zuletzt in mehreren Berichten gewarnt, dass Nordkorea seit dem vergangenen Gipfel in Singapur im Juni nicht nur Abrüstungsmaßnahmen vermieden habe, sondern mehr bedrohliche militärische Anlagen und ein größeres Atomwaffenarsenal habe als bisher angenommen.

Dass nun aber nicht einmal eine inhaltsleere Vereinbarung unterschrieben wurde, ist eine große Niederlage für den US-Präsidenten, der derzeit wegen belastender Aussagen seines ehemaligen Anwalts Michael Cohen unter Druck steht. Trump beteuerte daher vor den Journalisten: Man habe eine "sehr produktive Zeit" gehabt, man sei nicht im Schlechten auseinander gegangen. Die Beziehung zwischen ihm und Kim sei "sehr stark".

Auf einen weiteren Gipfel haben sich Trump und Kim vorerst nicht verständigt. Das Weiße Haus erklärte nur, die "jeweiligen Teams" wollten die Gespräche fortsetzen. Mit dem abrupten Gipfelende sind die Hoffnungen auf eine Friedenslösung für die koreanische Halbinsel nun wieder deutlich geringer. Südkorea reagierte daher enttäuscht auf das ergebnislose Ende des Gipfels.

(Red.)

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