Trump ist zugutezuhalten, dass er nicht wieder einen schwammigen Pakt geschlossen hat: Es gibt keine Basis für einen Kompromiss im Atomstreit.
Übrig bleiben zerbrochenes Porzellan und ein großes Fragezeichen: Nachdem US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, beim stimmungsvollen Abendessen im prächtigsten Kolonialpalast Hanois intensiv geflirtet hatten, trennten sie sich tags darauf mit ernüchternder Kühlheit: kein Handshake, keine Umarmung, nicht einmal ein Augenzwinkern. Vor allem aber fehlte die allerseits erwartete, medial inszenierte Vertragsunterzeichnung zweier Erzfeinde.
Die Dramaturgie der Hanoier Gipfelinszenierung mag also ihre Spannungsmomente gehabt haben. Doch das Resultat spiegelt nur die ganz trockene Realität wider: Es gibt derzeit einfach keine gemeinsame Basis für eine Einigung in der Atomkrise. Nicht nur hat Nordkorea keinerlei Absicht, sein Nukleararsenal aufzugeben – Pjöngjang baut es auch noch aus. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Die Atomwaffen sind die Überlebensgarantie dieses Pariastaates, der einzige Trumpf der Kim-Tyrannen, mit denen sie von der internationalen Gemeinschaft Zugeständnisse erpressen können. Jeder angehende nordkoreanische Politiker lernt im „Grundkurs für das Überleben eines totalitären Regimes“, wie Libyens Diktator Muammar Gaddafi endete, nachdem er seine Nuklearwaffen aufgegeben hatte.