Kim Jong-un beantwortete erstmals Fragen ausländischer Journalisten

Kim Jong-un in Hanoi
Kim Jong-un in HanoiREUTERS
  • Drucken

Nordkoreas Machthaber gab sich beim Gipfel mit Donald Trump in Hanoi ungewöhnlich locker.

Das inhaltlich gescheiterte Gipfeltreffen von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in Vietnam hat am Mittwoch zu einer Premiere geführt: Kim beantwortete erstmals Fragen ausländischer Journalisten.

Vor seinem Vier-Augen-Gespräch mit Trump wurde Kim am Mittwoch von einem Reporter der "Washington Post" gefragt, ob er zuversichtlich sei, eine Einigung mit Trump erzielen zu können. Kim antwortete: "Es ist zu früh, das zu sagen. Aber ich würde nicht sagen, dass ich pessimistisch bin. Im Augenblick habe ich das Gefühl, dass es gute Ergebnisse geben wird."

Bis zum vorzeitigen Abbruch des Treffens am Donnerstag beantwortete der 35-Jährige, der seit 2011 regiert, noch weitere Fragen, die ihm von Journalisten zugerufen wurden. Er sagte etwa, dass er die Eröffnung eines US-Verbindungsbüros in Nordkorea begrüßen würde und bekräftigte seine grundsätzliche Bereitschaft zu einer Denuklearisierung. "Wenn ich es nicht wäre, wäre ich nicht hier."

Vor einigen Jahren hatte Kim fremde Journalisten noch ignoriert: 2013 waren internationale Medien zum 60. Jahrestag des Endes des Koreakriegs nach Pjöngjang eingeladen worden. Nach einer Feierstunde in einem Kriegsmuseum tauchte Kim plötzlich in einem Gang auf. Ein britischer Reporter rief ihm zu: "Welche Botschaft versuchen Sie an den Westen zu senden?" Kim ging aber einfach weiter und drehte dem Kameramann seinen Rücken zu.

In Nordkorea wird die Berichterstattung über den Machthaber und seine öffentlichen Auftritte streng kontrolliert. Bei Berichten im Staatsfernsehen wird oft der Ton ausgeblendet und ein Nachrichtensprecher verliest stattdessen eine Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA.

Kim und Trump im Garten des Hotel Metropole
Kim und Trump im Garten des Hotel MetropoleREUTERS

In Hanoi gab sich Kim deutlich lockerer. Am Donnerstag ging er in einer Verhandlungspause zusammen mit Trump am Pool im Garten des Metropole-Hotels spazieren. Beide wirkten entspannt, redeten aber nur wenig - obwohl ihre Dolmetscherinnen dicht hinter ihnen her gingen.

Genauso wie dem langjährigen Reality-TV-Star Trump scheinen auch Kim gute Bilder von ihrem Treffen wichtig zu sein. "Es gibt Leute, die hinsichtlich unserer Treffen skeptisch sind", sagte er, als er am zweiten Gipfeltag neben Trump saß. Aber auch diese Leute könnten beim Zuschauen eine "tolle Zeit" haben, weil sie das Gefühl hätten, "eine Szene aus einem Fantasy-Film zu sehen."

(AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

An "Foal Eagle" nahmen in der Vergangenheit bis zu 300.000 südkoreanische und mehr als 10.000 US-Soldaten teil.
Außenpolitik

USA und Südkorea stellen ihre Kriegsspiele ein

Nach dem gescheiterten Gipfeltreffen in Vietnam senden die Verbündeten ein Signal an Nordkorea. Ein kleineres Manöver soll die jahrelang durchgeführten Übungen nun ersetzen.
A man eats a meal at a bar decorated with a banner depicting U.S. president Donald Trump and North Korea´s leader Kim Jong Un, near the Melia hotel where Kim Jong Un is staying in Hanoi
Außenpolitik

Trump fühlt sich zu Warmbier missverstanden

Selbstverständlich mache er Nordkorea für den Tod des 22-Jährigen verantwortlich, verkündete der US-Präsident. Der Nordkoreanischer Machthaber ist aus Hanoi abgereist, zuvor erwies er Ho Chi Minh die Ehre.
Eine lange Verneigung vor Ho Chi Minh.
Außenpolitik

Kim erwies vor Abreise aus Vietnam Ho Chi Minh die Ehre

Der nordkoreanische Machthaber reist nach dem Gipfel mit US-Präsident Trump wieder mit seinem Zug über China zurück nach Pjöngjang.
Symbolbild.
Außenpolitik

„Trump glaubt an Kims Lügen“

Im Fall des in Nordkorea gefolterten und ermordeten Studenten Warmbier stellt sich Trump nun hinter Kim – und sorgt für Empörung.
Außenpolitik

Fall Otto Warmbier: Trump stellt sich hinter Kim

Der US-Präsident glaubt der Darstellung von Machthaber Kim, nichts von der Folter des US-Studenten in nordkoreanischer Haft gewusst zu haben. Ein US-Gericht hatte die Misshandlungen allerdings nachgewiesen. Dafür erntet Trump scharfe Reaktionen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.