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Rekord krönt Treichls Lebenswerk

Treichl rechnete mit dem einstigen Österreich-Kritiker Krugman ab.
Treichl rechnete mit dem einstigen Österreich-Kritiker Krugman ab. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bei seiner letzten Jahresbilanz als Chef der Erste Group kann Andreas Treichl einen Rekord-Nettogewinn von 1,8 Mrd. Euro vermelden. Den Aktionären winkt eine höhere Dividende.

Wien. Der US-Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman und Erste-Group-Chef Andreas Treichl werden wohl keine Freunde mehr. Krugman erklärte nämlich in der Hochphase der Finanzkrise, dass Österreich der Staatsbankrott drohe. Grund dafür sei das hohe Engagement der Banken in Osteuropa. Für die Institute machte das die ohnehin schwierige Lage auf dem Geldmarkt noch schwieriger.

Das Ganze ist nun zwar genau zehn Jahre her, dennoch scheint es Treichl immer noch zu wurmen. So nahm er die Präsentation der Bilanz für 2018 nicht nur zum Anlass, das Resümee über die Entwicklung in Osteuropa während der vergangenen 15 Jahre zu ziehen, sondern auch, um mit dem einstigen Kritiker Krugman abzurechnen. „Dieser hat damals gemeint, wir würden ein zweites Argentinien“, so Treichl. Die Realität strafe ihn nun allerdings Lügen.

Höheres BIP als Spanien

So sei das Wachstum in den osteuropäischen Ländern 2018 erneut stärker ausgefallen als im Westen, obwohl dort ebenfalls Hochkonjunktur herrscht. In Summe erzielten die Länder Zentraleuropas (von Polen bis Bulgarien) bereits ein höheres BIP als Spanien, so Treichl. Und auch das Finanzvermögen ist trotz der einstigen Krise stark angestiegen: „2004 hatten unsere zentraleuropäischen Märkte mit 219 Mrd. Euro gerade einmal zwei Drittel des Niveaus von Österreich. Inzwischen haben sie mit über 650 Mrd. Euro Österreich bereits überholt“, sagt Treichl. Pro Kopf liege Österreich logischerweise immer noch vorn, das zeige aber, dass die Expansion nach Osteuropa absolut richtig gewesen sei.

Es ist kein Wunder, dass Treichl dieses Thema so wichtig ist. Schließlich war der Gang nach Osten das Kernstück seiner Zeit an der Spitze der Erste Group. Wie berichtet wird er Ende dieses Jahres den Vorstandsvorsitz an den Risikovorstand der Erste Bank Österreich, Bernhard Spalt, abgeben.

Bei seiner letzten Jahresbilanz konnte Treichl aber noch einmal einen Rekord vermelden. So stiegen die Betriebserträge im Vorjahr um rund vier Prozent auf knapp sieben Mrd. Euro. Da die Aufwendungen weitgehend gleich blieben, erhöhte sich der Nettogewinn um mehr als ein Drittel auf 1,8 Mrd. Euro. Den höchsten Gewinn, den die Erste Group je vermeldete, und nur geringfügig unter dem jüngsten Österreich-Rekord der OMV von zwei Milliarden Euro.

Vor allem Tschechien bereitete der Erste Group dabei große Freude. Denn dort kam es 2018 zu einer Zinsanhebung. Ein Vorgang, den sich Treichl auch für den Euroraum wünscht. „Wir hätten auch von der EZB gern einen entsprechenden Schritt. Das dürfte aber wohl in ferner Zukunft liegen. Aber hoffen wird man noch dürfen“, so Treichl ein wenig frustriert.

Kommt die Westexpansion?

Ebenfalls positiv machten sich im Vorjahr die Risikokosten bemerkbar. Diese sanken so stark, dass es aufgrund von Zuschreibungen sogar ein Plus von 59 Mio. Euro gab. Negative Nachrichten gibt es derzeit nur aus Rumänien, wo die Erste heuer „mehr als 100 Mio. Euro“ für die geplante Bankensteuer in die Bilanz nehmen muss.

Die Dividende soll aufgrund des Rekordes von 1,2 auf 1,4 Euro je Aktie steigen. Und für 2019 wäre es „ein Wunder, wenn sie sinken würde“, so Treichl. Dann werde er aber selbst nur mehr Dividenden-Empfänger sein. Das erwirtschaftete Geld soll nun vor allem für den digitalen Ausbau (George) verwendet werden. An dessen Ende soll auch der digitale Einstieg in ein neues Land stehen. Treichl ließ dabei eine Affinität für Deutschland oder die Schweiz durchblicken. Die Entscheidung darüber dürfte aber wohl erst unter seinem Nachfolger fallen. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2019)

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