Stefan Matschiner: „Wer nicht hinschaut, wird nichts sehen“

Langlauf ist auch eine Scheinwelt, bei der nordischen WM in Seefeld wurde sie von der Blutdopingplage eingeholt.
Langlauf ist auch eine Scheinwelt, bei der nordischen WM in Seefeld wurde sie von der Blutdopingplage eingeholt.(c) APA/BARBARA GINDL
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Stefan Matschiner, einst Dopingbeschaffer für und Manager von Bernhard Kohl, spricht über den Drahtzieher des enttarnten Netzwerks, die Versäumnisse des ÖSV – und die „nobelste Art“ der unerlaubten Leistungssteigerung.

Die Presse: Sie kennen Doktor S., den Drahtzieher des in Seefeld enttarnten Dopingnetzwerks. Er war Teamarzt beim Radteam Gerolsteiner – und Sie waren Manager von Bernhard Kohl.

Stefan Matschiner: Ich habe ihn als echten Sympathieträger kennengelernt. Freundlich, jung, dynamisch. Einer, der – unerlaubte Leistungssteigerung hin oder her – zu hundert Prozent das Wohl des Sportlers im Auge hatte. Er war immer sehr darauf bedacht, dass die Gesundheit der Sportler bei alldem keinen Schaden nimmt.

S. wurde bereits 2009 von Kohl indirekt belastet, von seinem damaligen Rennstall, Milram, suspendiert. Wie ist es zu erklären, dass einer trotz solcher Warnschüsse immer weitermacht?

Ich kenne seine intrinsische Motivation nicht. Soweit mir bekannt, war seine Mutter Radsportärztin bei Turbine Erfurt. Er ist in diesem DDR-System aufgewachsen, vielleicht wurde dieser Umgang mit Leistungsoptimierung irgendwann zur vollkommenen Normalität. Wobei es bei mir damals nicht viel anders war. Du lebst in deiner eigenen Welt. Du nimmst gewisse Dinge wahr. Damals etwa das Inkrafttreten des Antidopinggesetzes. Aber so richtig ernst genommen habe ich es nicht. Es ist, als ob du bei höchster Lawinenwarnstufe eine Skitour gehst – mir wird schon nichts passieren.


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