Ein Korruptionsverfahren setzt dem liberalen Regierung schwer zu und bedroht die Zukunft des einst bejubelten Premiers mitten im Wahljahr. Die Opposition fordert seinen Rücktritt.
Ottawa. Eine schwere Krise erschüttert die Regierung des liberalen kanadischen Premierministers, Justin Trudeau. Die frühere Justizministerin Jody Wilson-Raybould wirft dem 47-Jährigen und seinen engsten Mitarbeitern vor, sie hätten in einem Strafverfahren gegen einen Konzern Druck auf sie ausgeübt. Der konservative Oppositionsführer, Andrew Scheer, fordert Trudeau zum Rücktritt auf.
Die Krise belastet die Vorbereitung der Liberalen auf den Wahlkampf für die Wahl im Oktober und schwächt ihre Aussichten, im Amt bestätigt zu werden. Trudeau wies in der Nacht auf Donnerstag Vorwürfe eines unzulässigen Eingriffs in die Unabhängigkeit der Justiz in der sogenannten SNC-Lavalin-Affäre zurück: „Ich und meine Mitarbeiter haben stets angemessen und professionell gehandelt.“ Es sei seine Aufgabe, sich für Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen einzusetzen.
In der Tageszeitung „Globe and Mail“ rief der Kommentator John Ibbitson den Premier auf, er solle die Neuwahlen bereits im April ansetzen. Die Regierung habe „das moralische Mandat verloren zu regieren“. Scheer wiederum rief die Bundespolizei RCMP zu Ermittlungen gegen Trudeau wegen des Verdachts der Behinderung der Justiz auf.