Arbeitslos, wie geht’s jetzt weiter?

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Auf zum Traumjob. Folge 3. Auf dem Weg zum Traumjob sind viele kleine, aber auch große und schwierige Entscheidungen zu treffen.

Eine dieser schwierigen Entscheidungen ist die oft gestellte Frage, ob man einen bestehenden Job kündigen soll oder nicht? Gleich mal vorweg – nur die Wenigsten kündigen von sich aus und das obwohl jede/r Vierte mit seiner jetzigen Karrieresituation vollkommen unzufrieden ist.

Die Gründe dafür sind mannigfaltig, angefangen von den vielen unterschiedlichen Ängsten, Existenzangst ist zumeist nur eine davon, bis hin zu der Tatsache, dass wir Menschen nun mal Gewohnheitstiere sind, reicht hier die Bandbreite der Argumente, die uns in der bestehenden Situation verharren lassen. Ein weiterer gewichtiger Punkt ist, dass wir Menschen in der Regel der Beziehung zu anderen Menschen den Vorzug gegenüber unserem eigenen Glück geben. Also im konkreten Fall der Verbindung zu unseren Arbeitskollegen. Wie können wir diesem Dillemma also entkommen.

Wie kann ich eine schwierige Entscheidung treffen?

Das Wesen eines Dilemmas ist grundsätzlich, dass wir uns zwischen zwei unterschiedlichen Positionen nicht entscheiden können, weil beide Möglichkeiten für uns nicht attraktiv genug sind, um eine davon zu auszuwählen.

Das kann auch bedeuten, dass die Auswahl einer Alternative für uns einen zu großen Schritt darstellen würde. Die gute alte Plus/Minus-Liste hilft in diesem Fall auch nur bedingt weiter, da damit tendenziell eher rationale Punkte abhandelt werden und emotionale Aspekte außen vor bleiben. Hilfreicher ist es in dieser Situation sich Heinz von Foersters ethischem Imperativ zu bedienen, der da lautet: "Handle stets so, dass mehr Wahlmöglichkeiten entstehen." Ich persönlich würde ihn ja abändern in: "Frage stets so, dass sich mehr Möglichkeiten ergeben."

Heinz von Foerster war ein führender Vordenker des Konstruktivismus, der im Wesentlichen besagt, dass sich jeder Mensch seine Wirklichkeit selbst konstruiert. Demzufolge ist jedes Dilemma also ebenfalls selbst kreiert. Im New/Outplacement und Karrierecoaching verwende ich mit meinen Kunden an dieser Stelle sehr gerne das Tetralemma-Schema. Und das funktioniert so:

  1. Mehr Möglichkeiten hinzufügen: Das gelingt sehr gut mit der so genannten Beides-Position. Das Ziel ist es, leichter annehmbare Wahlmöglichkeiten zu generieren. Das kann beispielsweise eine Stundenreduktion im bestehenden Job sein, um mit der dafür gewonnenen Zeit eine Selbstständigkeit aufzubauen. Oder sich ein Sabbatical zu nehmen, um sich voll und ganz seiner neuen Aufgabe zu widmen. Die neu entstehenden Möglichkeiten sind, gerade in der Frage kündigen oder nicht, mannigfaltig. Wichtig ist beim Ausprobieren des Schemas, dass Sie die Positionen am Boden mit Kärtchen verankern und mit Ihrem ganzen Körper hineinsteigen, damit Sie die Reaktionen darauf gut wahrnehmen können. Dann ist auch gewährleistet, dass nicht nur rationale Aspekte in die Entscheidung miteinfließen, sondern auch emotionale.
  2. Den Kontext der Entscheidung auflösen: Manchmal lohnt sich auch der Blick auf die Frage von außen. Dazu fügen Sie Ihrem Dilemma die Position "Keines von beiden" mit der Frage: "Angenommen es ginge weder um das Eine, noch um das Andere, sondern um keines von beiden?". Eine mögliche Erkenntnis daraus ist für Karrierecoaching-Kunden, dass es für Sie um eine ganz andere Frage geht. Beispielsweise: "Wie gelingt es mir, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen oder was brauche ich, um die Work-Life Balance in meinem Job zu verbessern?" Oder Sie erfahren mehr darüber, warum das Dilemma für Sie entstanden ist. In Summe sorgt diese Position auch für zusätzliche mehr Klarheit in Ihrer Frage.

Haben Sie sich dazu entschlossen Ihren bisherigen Job zu kündigen, dann beginnt die Reise jetzt. Viele New/Outplacement Kunden berichten, dass Sie sich danach erleichtert fühlten und dass Ihnen ein großer Ballast von den Schultern genommen wurde. Natürlich habe Sie Ihre Ängste mit dem Treffen der Entscheidung nicht für alle Zeiten verabschiedet. Je nach Typ melden sich diese bei Ihnen in nächster Zeit mit unterschiedlicher Häufigkeit und Intensität. Ein Patentrezept im Umgang mit Ihrer jetzigen Situation gibt es nicht – schließlich ist es für die meisten von uns eine Ausnahmesituation und diese überfordern uns in der Regel. Im ersten Schritt gilt es das auch anzuerkennen, um dann im nächsten Schritt Zug um Zug Ihre Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen.

Krise überwinden

Sobald Sie nämlich das Gefühl bekommen, Sie können Ihre jetzige Situation aus eigener Kraft verändern, wird aus der Krisensituation ganz schnell eine Situation, die Sie nicht mehr als bedrohlich empfinden. Mit meinen New/Outplacement-Kunden arbeite deshalb anfangs sehr viel an Ihren eigenen Kompetenzen und Ressourcen. Denn es ist entscheidend, dass Sie verinnerlichen, dass Sie auch ohne Job ein Mensch sind, dem davon ausreichend zur Verfügung stehen.

Parallel dazu hilft es ebenfalls sich eine neue Tagesstruktur zurechtzulegen. Der Fokus liegt dabei selbstredend auf der Suche nach Ihrem Traumjob. Das ist deshalb so wichtig, weil die meisten ja sehr oft jahrelang in eine fixe Struktur eingebettet waren und andererseits, weil Sie sich anhand von täglichen und wöchentlichen Aufgaben, die Sie erledigen, Ihre Belohnungen festlegen können. Lob und Anerkennung sind gerade jetzt sehr wichtig für Sie – das gibt die notwendige Kraft auf dem Weg zum Traumjob.

Gutes Gelingen!

Michael Hanschitz
Michael HanschitzHanschitz

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

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