13 Jahre nach Bawag-Skandal: Vier Anklagen in Causa Refco

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Wegen eines 350-Millionen-Euro-Blitzkredits an den US-Broker Refco sind vier ehemalige Spitzenmanager der ehemaligen Gewerkschaftsbank Bawag nun angeklagt. In der Folge der Kalamitäten musste der ÖGB die Bank verkaufen.

Im mutmaßlichen Betrugsfall Bawag/Refco, in der die Staatsanwaltschaft seit mehr als zehn Jahren rund um einen 350-Millionen-Euro-Kredit ermittelt, werden vier ehemalige Spitzenmanager der Gewerkschaftsbank wegen schweren Betrugs bzw. Untreue angeklagt. Ihnen werden gerade die Anklageschriften zugestellt, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, Thomas Vecsey der APA.

Vor Gericht werden sich demnach der ehemalige Bawag-Chef Johann Zwettler und die ehemaligen Vorstandsmitglieder Peter Nakowitz und Christian Büttner zu verantworten haben. Zwettler dürfte wegen einer Erkrankung weiterhin weder vernehmungsfähig noch verhandlungsunfähig sein. Hinsichtlich eines Viertangeklagten gab es vorerst keine offizielle Bestätigung. Für die Manager gilt die Unschuldsvermutung. Über die Anklage berichteten die "Salzburger Nachrichten" und der "Kurier".

"Sargnagel" für Bawag

Die Bawag ging schon 1998 ein Joint Venture mit dem US-Broker Refco ein. Ein Jahr später stieg die damalige Gewerkschaftsbank mit zehn Prozent bei Refco ein. 2004 erfolgte zwar der Ausstieg, 2005 floss aber an einem Sonntag ein 350-Millionen-Euro-Blitzkredit an die strauchelnde US-Investmentfirma Refco im Jahr 2005. Dieser brachte den Bawag-Skandal ins Rollen und zieht nun vier Anklagen nach sich.

Aus Kreisen der Verteidiger wurde den "SN" am Freitag bestätigt, dass in dieser Sache Anklage wegen schweren Betrugs und wegen Untreue gegen drei ehemalige Bawag-Vorstände und einen ehemaligen Generalsekretär der Bank erhoben wurde. Der seinerzeit an einem Sonntag vergebene Millionenkredit hatte in der Folge den Bawag-Skandal auffliegen lassen. Stunden nach dem gewährten Kredit war Refco pleite. Ex-Refco-Chef Phillip Bennett sitzt eine 16-jährige Gefängnisstrafe in New Jersey wegen Bilanzbetrugs ab. Den Angeklagten wird APA-Informationen zufolge schwerer Betrug und Untreue als Beteiligte vorgeworfen - bezogen auf von Bennett gesetzte Handlungen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Das Refco-Debakel war Auslöser fürs Auffliegen der Spekulationsverluste der Bawag mit Wolfgang Flöttl. Der Verbleib der von Flöttl angeblich gänzlich verspekulierten 1,4 Mrd. Euro wurde im Bawag-Prozess nicht geklärt.

Refco war im Oktober 2005 zusammengebrochen, zwei Monate nach seinem Börsegang und eine Woche nachdem das Unternehmen eingeräumt hatte, dass Konzern-Chef Phillip Bennett 430 Mio. Dollar an Schulden aus den Büchern zurückgehalten habe. Banken, Anleihebesitzer und Aktionäre verloren zusammen mehr als eine Milliarde Dollar. Bennett wurde 2008 zu 16 Jahren Haft verurteilt.

Durch die Refco-Pleite flog auch die Affäre um spekulative Geschäfte der österreichischen Gewerkschaftsbank Bawag in der Karibik Ende der neunziger Jahre auf. Refco war der „Sargnagel“ für die frühere Gewerkschaftsbank. Der ÖGB musste sein Institut verkaufen. Der Zuschlag ging an den US-Fonds Cerberus. Der Deal brachte gerade einmal 15 Millionen Euro. 

(APA)

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