Im Fall des in Nordkorea gefolterten und ermordeten Studenten Warmbier stellt sich Trump nun hinter Kim – und sorgt für Empörung.
Hanoi. Einen Tag nach dem gescheiterten Nordkorea-Gipfel in Hanoi wird Donald Trump mit heftiger Kritik konfrontiert: Der US-Präsident stellte sich im Fall des nach einer Inhaftierung in Nordkorea gestorbenen US-Studenten Otto Warmbier hinter Machthaber Kim Jong-un.
Trump sagte, er habe in Hanoi mit Kim über den mutmaßlich schwer gefolterten Studenten gesprochen. „Kim sagte mir, dass er nichts darüber wusste, und ich nehme ihn beim Wort.“ In nordkoreanischer Haft seien „einige sehr schlimme Dinge“ mit Warmbier passiert. Der Student war während einer Nordkorea-Reise 2016 wegen des angeblichen Diebstahls eines Propagandaposters zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Im Juni 2017 starb er wenige Tage nach seinem Rücktransport in die USA. Ein US-Gericht kam zum Schluss, dass der 22-Jährige in Nordkorea gefoltert wurde. Pjöngjang erklärt, der Student habe sich eine schwere Nahrungsmittelvergiftung zugezogen. Bis zum Beginn der Gespräche über eine atomare Abrüstung Nordkoreas hatte Trump die Führung in Pjöngjang in dem Fall Warmbier scharf angegriffen.
„Mit Trump stimmt etwas nicht, wenn er eher Gangstern wie Kim oder Russlands Staatschef Wladimir Putin glaubt, als den US-Geheimdiensten“, sagte die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. „Natürlich wusste Kim davon“, twitterte der demokratische Senator Mark Warner. „Anscheinend ist der US-Präsident der Einzige, der diese Lüge glaubt.“
Der Gipfel in Hanoi war ohne Ergebnis abgebrochen worden. Es gab keine Einigung bei der Frage der Sanktionen gegen Nordkorea und der atomaren Abrüstung. Offenbar besteht aber die Bereitschaft, die Gespräche weiterzuführen: „Wir wollen zurück an den Tisch, damit wir das Gespräch fortsetzen können, das zu Frieden und Stabilität führen wird, zu einem denuklearisierten Nordkorea“, sagte US-Außenminister Mike Pompeo. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA feierte den Gipfel als Erfolg. Sie schrieb, Trump und Kim hätten vereinbart, „weiter produktive Gespräche zu führen, um über die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel und die Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea zu diskutieren“. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2019)