Keine Akkreditierung für Korrespondenten in der Türkei

Thomas Seibert, der auch für „Die Presse“ aus der Türkei berichtet, und Jörg Brase vom ZDF stehen auf dem Index.

Die Türkei hat zwei deutschen Auslandskorrespondenten die Akkreditierung verweigert: dem „Tagesspiegel“-Korrespondenten Thomas Seibert, der auch für „Die Presse“ aus Istanbul berichtet, sowie dem ZDF-Journalisten Jörg Brase. Die Ablehnung wurde nicht begründet, in der Benachrichtigung hieß es lediglich: „Ihr Pressekarten-Erneuerungsantrag für das Jahr 2019 wurde nicht bewilligt.“ Sie müssen die Türkei verlassen. Die Journalisten und die Medienunternehmen, für die sie tätig sind, kündigten Berufung an. Die deutsche Regierung ließ verlauten, sie werde in Ankara intervenieren.

Thomas Seibert (55) war seit 22 Jahren in der Türkei akkreditiert. Zwischendurch berichtete er zwei Jahre als Korrespondent aus den USA über den Wahlkampf 2016 und den Beginn der Ära Trump. Jörg Brase (57) ist seit 2018 Leiter der ZDF-Büros in Istanbul. Die Pressekarten ausländischer Korrespondenten laufen stets Ende Dezember ab und müssen dann neu beantragt werden. Einige Auslandskorrespondenten haben ihre Akkreditierung bereits erhalten, andere – wie Susanne Güsten – warten noch darauf. Die Karten gelten als Arbeitserlaubnis und als Aufenthaltsgenehmigung.

Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ nannte die Verweigerung der Pressekarten einen nicht hinnehmbaren „De-facto-Rausschmiss“. Geschäftsführer Christian Mihr sprach von „reiner Behördenwillkür“ und forderte, die Pressekarten umgehend auszustellen. Erst am Donnerstag war mehreren Auslandskorrespondenten wegen fehlender Karten der Zugang zu einer Pressekonferenz mit dem türkischen Finanzminister Berat Albayrak verweigert worden.

Die türkischen Medien stehen seit langem unter Druck, aber auch für Auslandskorrespondenten werden die Arbeitsbedingungen immer schwieriger. 2016 erhielt Hasnain Kazim, Korrespondent von „Spiegel Online“, keine Akkreditierung. 2017 verweigerte die Türkei dem „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel die Arbeitsgenehmigung. Yücel wurde verhaftet und kam erst nach einem Jahr frei. Seine Causa verschärfte die Krise zwischen Berlin und Ankara. In der Pressefreiheits-Skala von „Reporter ohne Grenzen“ belegt die Türkei Platz 157 von 180 Ländern.

(dpa/red.)

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