Ein wenig Philosophie, Trauerstimmung und Sinn für Romantik bei der Modewoche in Mailand. Man zeigte Entwürfe für nächsten Herbst.
Zeit für Innehalten und Introspektion gibt es in der Mode kaum: Schon zwei Tage nach dem Tod von Karl Lagerfeld war in Mailand „business as usual“ angesagt: Bei Fendi zeigte man Lagerfelds letzte Kollektion für die Marke. Ob der Designer sie im Wissen um sein bevorstehendes Ableben entwarf und etwa mit dem Leitmotiv großzügig gebundener Seidenmaschen seine eigene Biografie zitierte, darüber kann nur gemutmaßt werden: die Masche, die er als Kind so liebte; die Masche, die sein Lebenspartner Jacques de Bascher dandyhaft zur Schau trug. Auch eine wenig bekannte Variante des Doppel-F-Logos von Fendi (ursprünglich kurz für „Fun Fur“, heute wäre das unvorstellbar), von Lagerfeld 1981 entworfen, war wohl eine nicht zufällige Hommage an sein Schaffen für das Maison. Als man nach dem Showfinale ein Video projizierte, in dem Lagerfeld sich zeichnend an seine Anfänge bei Fendi erinnerte, flossen im Showspace nicht wenige Tränen. Kaum war es aber zu Ende, sprangen alle auf, um zur nächsten Schau zu hetzen, denn, siehe oben, ein Innehalten kennt die Mode nicht.
Spiel mit Zitaten. Lagerfeld selbst war stets ein großer Anhänger des Blicks in die Zukunft, insofern wäre ihm diese Aufbruchsstimmung, aller Trauer zum Trotz, wohl gar nicht unrecht gewesen. Während sich Giorgio Armani als Veteran der Szene für zwei umfangreiche Kollektionen feiern ließ – neben seiner Hauptmarke zeigte er Emporio Armani, diesmal als Ode an die Freiheit angelegt – und in den Armani-Silos ungewöhnlich lang vor das Publikum trat, wartete man bei Bottega Veneta nämlich ungeduldig auf die Premiere eines Neuen.