Winterwimmelbild mit Nadel im Arm

Oder: Warum gefleckte Kühe für Menschen gefährlicher sind als weiße Haie.

Nach dem Dopingfall im Team der österreichischen Langläufer bei der Nordischen Ski-WM im Tiroler Seefeld war eine der Reaktionen – neben glaubwürdigem und etwas weniger glaubwürdigem Erstaunen und Empörung – wie man sie nach Bankrauben mit wenig Beute kennt: „Was, wegen die paar Tausend Euro?“

Ja, die beiden österreichischen Langläufer, die nun des Dopings geständig sind, waren nicht die schnellsten Nordlichter, flitzigsten Loipenleuchten und auch nicht nur im Entferntesten Marcel Hirschers des Langlaufsports. Sondern ziemlich durchschnittliche Athleten. Und da kam dann auch von den im Österreichischen Skiverband verantwortlichen Funktionären die Rechtfertigung, wie Trainer und Betreuer denn auch auf die Idee hätten kommen können, dass sooo langsame Langläufer bei der Leistung auch noch gedopt sein könnten. Und mit Blick auf die erreichten Platzierungen meinte einer der Trainer, also wenn sie das nicht auch so „darennen“, können wir ja gleich aufhören. Wahrscheinlich müssen sie das nun.

Aber für den Betrug macht es erstens keinen Unterschied, ob man Erster oder Letzter wird, zweitens weiß man ja nicht, wie schnell sie ohne unerlaubte Eigenblutwäsche gewesen wären, drittens gilt wie beim Bankräuber: Woher soll man denn wissen, wie viel tatsächlich drinnen ist im Tresor? Für die österreichischen WM-Gastgeber bleibt jedenfalls von Seefeld nicht das perfekte Winterwimmelbild aus einem Jahrhundertwinter picken, sondern ein x-fach geteiltes Handyvideo von einem Sportler mit Nadel im Arm. Gemein.

Aber nicht nur die Letzten werden von den Dopingjägern gebissen, sondern auch so mancher Almbesucher lernt die Kühe kennen. Und da zeigt sich wieder: Nicht etwa Hai, Tiger oder Eisbär sind die für Menschen wirklich gefährlichen Tiere, sondern eben eher Kuh, Hund und Biene. Denen fallen jährlich deutlich mehr Menschen zum Opfer, und trotzdem versuchen wir sie eher zu streicheln statt zwischen sie und uns einen Elektrozaun, ein Holzgatter oder ein Fliegengitter zu bringen.

Und zum Abschluss der Woche noch rasch ein Funfact: Sebastian Kurz ist zweieinhalb Jahre jünger als Kim Jong-un, beide zusammen immer noch jünger als Donald Trump, der sie diese Woche nacheinander getroffen hat.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2019)

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