Die Tops und Flops des MWC

Die faltbaren Smartphones waren das Highlight der Messe.
Die faltbaren Smartphones waren das Highlight der Messe.(c) Barbara Steinbrenner
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Im Mittelpunkt des heurigen Mobile World Congress standen die faltbaren Smartphones von Samsung und Huawei. Die Mitbewerber gerieten in Erklärungsnot.

Auf 220.000 Quadratmetern in acht Hallen demonstrierten 2300 Aussteller die Zukunft der mobilen Welt auf dem MWC in Barcelona. Unter dem Motto der intelligenten Konnektivität präsentierte man die Lösung für die möglichen Probleme der Zukunft.

Die Messe, bei der regelmäßig mehr als 100.000 Fachbesucher die neuesten Trends der Mobilfunkbranche erforschen, unterschied sich dann aber doch von den vorangegangenen. Im Fokus standen auch heuer wieder Smartphones, aber erstmals gab es wieder Neues zu entdecken.

In den vergangenen Jahren näherten sich die Hersteller bei Ausstattung und Design immer mehr an. Beinahe schon langweilig. In diesem Jahr war dann plötzlich alles anders und der Mitbewerb geriet in Barcelona in Erklärungsnot.

Die Spreu trennt sich vom Weizen. Samsung und Huawei haben mit dem Galaxy Fold und dem Mate X vorgelegt. Keine Prototypen mehr, sondern tatsächlich produktreif. Bis sie aber nicht mehr zum Preis eines Gebrauchtwagens angeboten werden, werden noch ein paar Jahre vergehen.

Bis dahin versuchen Hersteller mit anderen technischen Neuerungen aufzufallen. LG will beim G8 mit dreidimensionaler Gestenerkennung punkten. Der interessante Ansatz, bei dem sich zum Beispiel YouTube per Handbewegungen steuern lässt, funktionierte mäßig. „Die Presse am Sonntag“ testete, wie leicht sich die Musik damit lauter drehen lässt, und scheiterte. Sowie auch die speziell für Demonstrationen abgestellten Mitarbeiter am LG-Stand. Seit 15 Quartalen befindet sich LG in der Verlustphase. Das G8 wird das mit einem Preis von 1000 Euro kaum ändern.

Bei Sony sieht es ähnlich düster aus: Die Namensirrungen der letzten Jahre, die ein Unterscheiden der Geräte nahezu unmöglich gemacht haben, halten sich aber in diesem Jahr in Grenzen. Statt eines Xperia XZ1 Premium besann man sich auf einfache Namen. Das Highlight unter den drei vorgestellten Smartphones ist das Xperia X1 mit 4K-Display und einem Bildschirm im 21:9-Kinoformat. Nur leider gab es davon kein voll funktionsfähiges Modell auf der Messe. Unter Glas durfte es aus der Ferne betrachtet werden.

In Sicherheit. Generell ging der Trend zur Glaskuppel. Das Galaxy Fold von Samsung oder das Huawei Mate X, die sich falten lassen und Smartphone und Tablet in einem sind, wurden vor den neugierigen Besuchern geschützt. Das spricht nicht für die Widerstandsfähigkeit der Geräte, die in den nächsten Monaten auf den Markt kommen sollen. Es hatte aber Vorbildwirkung, wobei der Grund nicht immer nachvollziehbar war. Das Sony Xperia X1 stand ebenfalls unter Schutz. Das Gerät war einfach noch nicht fertig und wird voraussichtlich erst Ende Mai erhältlich sein. Für den schnelllebigen Markt, in dem Hersteller kaum mehr als zwei Wochen bis zum Verkaufsstart brauchen, eine krasse Fehlentscheidung.

Der Markt ist im Wandel und wenn die eingesessenen Hersteller wie Sony, LG oder Motorola das nicht bald einsehen, werden sie von der Konkurrenz überrannt. Die Geschichte zeigt am Beispiel von Nokia und Blackberry, wie schnell sich Marktanteile verschieben können und namhafte Unternehmen verdrängt werden. Es kommt aber wieder Bewegung in den Markt. Das hat auch den Vorteil, dass mit den faltbaren Geräten die herkömmlichen Smartphones wieder günstiger werden. Immerhin kündigte Apple auch schon ein Umdenken der Preispolitik an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2019)

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