Kinderbuchautor Thomas Brezina gibt sich auf Instagram verspielt und tierlieb. Seine Spezialität: Er montiert sein Konterfei in alles, was ihm begegnet. Folge 5 der Stilkritik.
Thomas Brezina und Instagram, das war alles andere als eine Liebe auf den ersten Blick. Erst im Sommer 2015 meldete er sich in dem Netzwerk an und bespielte seinen Account zunächst mit ziemlich öden PR-Fotos: Ein Gruppenfoto mit chinesischen Kindern hier (seine Bücher sind in China Bestseller), Aufnahmen von Fernsehaufzeichnungen da. Im Jahr darauf folgte eine kreative Schaffenspause, nur ein einziges Mal lud er 2016 ein Foto hoch.
Doch dann muss irgendetwas passiert sein. Denn ab dem Frühjahr 2017 tauchte ein völlig veränderter Brezina auf diesem offiziellen Account auf. Der Mann ist dort seither völlig außer Rand und Band, was ihm allerdings einen seltsamen Kultstatus unter Usern einbrachte, die dort sonst nur ihren Hipster-Freunden folgen, die Instagram entweder richtig ernst nehmen oder subversiv unterwandern wollen. Wer sich freiwillig zum Affen macht, wird im Internet schnell geliebt.
Seine nach wie vor überschaubare Sammlung von aktuell 323 Schnappschüssen lässt auf drei Dinge schließen: 1. Dieser Mann liebt Tiere. 2. Dieser Mann liebt seinen Hund Joppy und seinen Ehemann Ivo. 3. Dieser Mann liebt sich. Und im besten Fall vereint er alles, was er liebt auf einem Bild.
Brezina zeigt sich mit Schildkröten, Nilpferden und Giraffen. Oder in inniger Umarmung mit seiner kleinen Familie.
Seine wahre Spezialität sind aber Montagen seines Konterfeis in Tiere oder Gegenstände. So montiert er sein Gesicht einmal in eine Kuh (großes Bild), in Sängerknaben (!), auf Ostereier und Weihnachtsengel – oder er tauscht seinen Kopf mit dem von Hund Joppy.
Abgesehen davon, dass das oft sehr befremdlich aussieht, lässt diese kleine Digitalspielerei viel Spielraum für tiefenpsychologische Analysen. Anders gesagt: Wieso macht der Mann das? Gut, er ist vom Unterhaltungsfach und glaubt offenbar, seine Leser damit bei Laune zu halten.
Natürlich nützt Brezina, der mit seiner ab 1990 erschienenen „Knickerbocker-Bande“ und dem sprechenden Fahrraddetektiv Tom Turbo Kinder und Teenager in aller Welt glücklich gemacht hat, Instagram vor allem für Eigenmarketing. Mittlerweile tut er das mehr über die Story-Funktion (das ist jenes Tool, mit dem man Fotos, Videos und Textschnipsel aneinanderreihen und hochladen kann, die aber nur für 24 Stunden sichtbar sind) als mit klassischen Posts. Und noch ein Faible hat er – und da sind wir wieder bei Punkt 3: Fotos aus seinen Kindertagen. Auffallend oft postet der 56-Jährige Schwarzweißbilder von sich als Baby oder Bub in Knickerbocker-Hosen.
Entweder er spielt den Spaßonkel gut oder er hat das Motto seines aktuellen Buches, seines ersten Ratgebers für Erwachsene („Tu es einfach und glaub daran: Wie du mehr Freude in dein Leben bringst“), wirklich verinnerlicht. Thomas Brezina strahlt auf allen Fotos, lacht mit Sonnenblumen, Seerosen oder Riesenkürbissen um die Wette, hüpft oft in die Luft und viel öfter in irgendein Wasser.
So viel gute Laune kann anstrengend sein. Innerhalb der sonst eher mit Ironie tapezierten Wände von Instagram bringt es einen aber vor allem zum Staunen. In jedem Sinn.
Wer ist das?
Thomas Brezina (*30. Jänner 1963) ist der aktuell erfolgreichste (Kinderbuch-)Autor Österreichs. Bekannt wurde er durch seine „Knickerbocker-Bande“ und „Tom Turbo“, die fürs Kinderfernsehen adaptiert wurden. Er hat mehr als 550 Bücher geschrieben, zuletzt den Ratgeber „Tu es einfach und glaub daran“ (Edition a). Brezina lebt mit seinem Ehemann Ivo in London und Wien.
Im Mediagram nächsten Montag: Moderatorin Barbara Schöneberger
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2019)