Musiktheater Linz: Penthesilea und Achilles im Liebesclinch

Dshamilja Kaiser ist eine herausragende Penthesilea, Martin Achrainer ein stolzer Achilles.
Dshamilja Kaiser ist eine herausragende Penthesilea, Martin Achrainer ein stolzer Achilles.(c) Reinhard Winkler
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Othmar Schoeck lässt uns „Penthesilea“ neu entdecken: Jubel für ein fulminantes Werk zwischen Spätromantik und Moderne mit der großartigen Dshamilja Kaiser in der Titelpartie, stringent inszeniert von Peter Konwitschny.

Diese Musik! Ihre schmerzliche Schönheit bohrt sich auch jenen abgebrühten Opernfreunden ins Herz, die glauben mögen, sie würden alles Große längst kennen. „Der Mensch kann groß, ein Held, im Leiden sein. Doch göttlich ist er, wenn er selig ist“, singt Penthesilea da im Angesicht des Achilles: Die Melodie fließt Dshamilja Kaiser wie Milch und Honig aus der Kehle, in balsamischer tonaler Folgerichtigkeit – aber doch nie so simpel, dass man den nächsten Ton ohne Weiteres erraten könnte. Ein Vorbote jenes Liebesduetts, das Othmar Schoeck der Amazonenkönigin und dem Helden gönnt, als Traum von gemeinsamem Glück. Ein Missverständnis, natürlich – auch daran erkennbar, dass beide sofort vom Elysium reden. Man denkt an die Erkennungsszene aus „Elektra“ und hört doch etwas anderes, Eigenes.

Musikalischer Krimi

Mit seiner „Penthesilea“ nach Kleist, uraufgeführt 1927 in Dresden, ist dem Schweizer Komponisten ein echter Wurf gelungen. Die brodelnde Moderne ist darin nicht nur in immer dissonanter werdender, spätromantischer Üppigkeit zu vernehmen, sondern auch in Reduktion und Zuspitzung. Die Singstimmen müssen zwischen gesprochener Sprache, rhythmisierter Rede, gesungener Deklamation und weit ausschwingenden melodischen Bögen wechseln – und sich in diesem letzten Fall ihren Weg meist ohne direkte instrumentale Stütze durch den Tonraum bahnen. Aus dem Wechsel zwischen exaltierten Chorszenen, orchestralen Tumulten, Kleist'scher Mauerschau und betörenden Kantilenen formt Schoeck einen Krimi von packender Dichte und Schlagkraft: Hier ist eineinhalb Stunden lang kein Ton zu viel.

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