Der Skiverband als Streitpunkt

Kritik an der ÖSV-Führung wächst, Casinos-Chef Labak fordert „Verantwortung für systematisches Scheitern im Kampf gegen Doping“.

Wien. Der Dopingskandal von Seefeld, vor allem der Umgang des Skiverbands damit, weckt in Österreich Unverständnis. Marathon-Veranstalter Wolfgang Konrad sprach etwa von einem „Saustall“, den Peter Schröcksnadel zu verantworten habe. Franz Gattermann, einst Service-Ikone der Skifirma Fischer und 2007 für eine Saison Langlauf-Cheftrainer im ÖSV, fragte, ob man „bewusst nicht hinschauen wollte“.

Am Sonntag sorgte eine Aussendung der Casinos Austria AG und Lotterien für Aufsehen. Der größte Geldgeber im österreichischen Sport – per Gesetz fließen jährlich aus dem Glücksspiel 80 Millionen Euro als „besondere Sportförderung“ – hat Verantwortung eingefordert. „Die Übernahme von persönlicher Führungsverantwortung im ÖSV für das langjährige systematische Scheitern im Kampf gegen Doping ist geboten“, wird Generaldirektor Alexander Labak zitiert.

Auf „Presse“-Nachfrage wurde aber beteuert, dass dieses Begehr „nicht allein auf die Person Peter Schröcksnadel“ zugeschnitten sei. Nur könne respektive dürfe jetzt nicht mehr allein die Einzeltäter-Theorie bemüht werden. Es sei ein „systematisches Problem“, man erwarte Lösungen.

Impuls für Neuausrichtung

Die Casinos Austria AG und die Österreichische Lotterien GmbH seien langjährige Partner und Förderer des österreichischen Sports. Es mache „betroffen, dass seitens des ÖSV über Jahre hinweg kein wirkungsvoller Mechanismus zur Verhinderung von Doping entwickelt und keine interne Kultur etabliert werden konnte, die derartige betrügerische Vorgänge unmöglich“ mache. Leidtragender sei nicht nur das Image des Langlaufs, sondern das des gesamten Sports.

Darüber hinaus gehe es den Casinos um eine grundlegende Erneuerung der Führungsstruktur und -kultur mit dem Ziel, Werte wie Ehrlichkeit, Sportsgeist und Professionalität ins Zentrum zu rücken. Labak: „Es wäre wünschenswert, wenn die Euphorie, die bei der WM in Seefeld zu spüren war, der notwendigen Neuausrichtung des ÖSV positive Impulse gibt.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2019)

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