Bischof wirft Regierung "gebrochenes Versprechen" bei Karfreitag vor

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker vor dem Bundeskanzleramt.
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker vor dem Bundeskanzleramt. APA/ROLAND SCHLAGER
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Bei der Neuregelung des Karfreitags wurde "einseitig den Interessen der Wirtschaft gefolgt", kritisiert der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker in einem Brief.

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker geht in einem Brief an die Pfarrgemeinden mit der Karfreitags-Regelung der Regierung ins Gericht. Es wurde "einseitig den Interessen der Wirtschaft gefolgt - und ein öffentliches Versprechen gebrochen", schreibt er darin. Gegenüber allen Beteuerungen sei den Evangelischen der Karfreitag als Feiertag genommen worden.

Bünker nimmt in seinem Brief auch "einige Klarstellungen" vor, wie er schreibt: So habe man vonseiten der evangelischen Kirche von Anfang an praktikable Lösungen vorgeschlagen. Die anfänglich von der Regierung vorgeschlagene Variante eines "halben" Feiertags wäre jedoch ein "unzumutbarer Eingriff in die Religionsausübungsrechte" gewesen, so der Bischof weiter. Diese Regelung hätte im schlimmsten Fall die gewachsene Gottesdienstkultur zerschlagen.

"Das hat bei mir zunächst Erleichterung ausgelöst"

"Der Ausgang der 'Verhandlungen', in denen unsere Lösungsvorschläge keinen Raum bekamen", so der Bischof, sei einen Tag nach der Bekanntgabe im Nationalrat beschlossen worden. "Somit konnte nur das Schlimmste verhindert werden: dass evangelische Familien nicht mehr gemeinsam am Karfreitag Vormittag Gottesdienst haben können." Die "für uns inakzeptable Lösung" sei damit vom Tisch gewesen - "Das hat bei mir zunächst Erleichterung ausgelöst."

Von einer "Einigung" zwischen der Regierung und der Evangelischen Kirche könne jedoch, was den für den "persönlichen Feiertag" zu konsumierenden Urlaub betrifft, "nicht die Rede sein", schreibt Bünker an die Gemeinden. Zu seiner ersten Stellungnahme, in der er versucht habe, die positiven Aspekte herauszustreichen, meint er: "Dass dieser unglückliche Versuch als positive Zustimmung zum Gesamtergebnis gedeutet werden konnte, schmerzt mich sehr und tut mir leid."

"Fazit ist, dass damit den Evangelischen ein bisher freier Tag genommen wird", so der evangelisch-lutherische Bischof und weiter: "Das wirft ein Licht darauf, wie mit den Interessen religiöser Minderheiten in Österreich derzeit umgegangen wird." Viele Evangelische hätten sich empört an ihn gewandt, "weil sie sich jetzt als Bürger und Bürgerinnen zweiter Klasse sehen". Für Bünker wird es nun "eines starken Zeichens der Wertschätzung durch die Regierung gegenüber den Evangelischen bedürfen, um diese Emotionen wieder ins Lot zu bringen". Auch werde die Kirche von der Forderung nach einem rechtskonformen freien Karfreitag nicht abgehen.

Parlament prüft Auswirkungen

Ein Nebenaspekt in der Causa: Für alle Bediensteten des Parlaments bedeutete der Karfreitag schon bisher einen dienstfreien Tag: Zwei halbe Arbeitstage - einer am Karfreitag, ein weiterer zu Allerseelen - wurden in der Praxis zu einem ganzen zusammengefasst. Bisher mussten Mitarbeiter des Parlaments am Karfreitag und an Allerseelen bis 12 Uhr arbeiten. In der Praxis wurde dies aber anders gehandhabt: Der Anspruch auf arbeitsfreie Zeit wurde in der Regel am Karfreitag zur Gänze genommen, zu Allerseelen stattdessen gearbeitet.

Derzeit werde geprüft, ob das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) und die beschlossene Neuregelung auch darauf Auswirkungen haben könnten, hieß es am Montag aus dem Parlament, indes haben der grüne Bürgermeister von Innsbruck sowie zwei ÖVP-Bürgermeister mitgeteilt, evangelischen Bediensteten am Karfreitag frei geben bzw. Sonderurlaub geben zu wollen.

Kirchlicher Protestmarsch zu ÖVP-Aschermittwoch geplant

Den politischen Aschermittwoch der ÖVP in der Klagenfurter Messehalle nutzen indes die Evangelische Kirche, die Katholiken und Altkatholiken für einen Protest in Sachen Karfreitag. Gemeinsamen riefen die Kirchen am Montag zu einem "Schweigemarsch" auf, in der Messehalle will man Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) dann eine Erklärung übergeben.

Der Protestmarsch soll um 18 Uhr im Landhaushof mit einer ökumenischen Andacht beginnen, berichtete der Evangelische Pressedienst. Im Anschluss zieht der Zug zur Messe.

Die Bischofskonferenz übte hierbei Kritik am Klagenfurter Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger, der seine Teilnahme an dem Protest angekündigt hatte. Man akzeptiere das im Parlament beschlossene Gesetz, hieß es am Montag in einer Aussendung der Bischofskonferenz. Demonstrationen wie die in Kärnten angekündigte entsprächen nicht der Position der Bischöfe.

Auf einen Blick

Die türkis-blaue Koalition hat am Mittwochabend im Nationalrat den Karfreitag als Feiertag gestrichen - nicht jedoch ohne zuvor auf heftige Kritik von Opposition, Arbeiterkammer und Gewerkschaft zu stoßen. Der ÖGB prüft rechtliche Schritte, Arbeitsrechtler halten diese für aussichtsreich. Zustimmung kam beim Beschluss nur von ÖVP und FPÖ.

Notwendig geworden war eine Neuregelung aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs: Die Höchstrichter orteten eine Diskriminierung darin, dass am Karfreitag in Österreich bislang nur Altkatholiken und Evangelische einen freien Tag bekommen haben.  Die Koalition aus ÖVP und FPÖ schlug daraufhin vor, aus dem Karfreitag einen halben Feiertag zu machen - ein Vorstoß, der auf heftige Kritik gestoßen ist und zu folgendem Beschluss geführt hat: Der Nationalrat entfernte den Karfreitag gänzlich aus dem Feiertagskalender. Wer künftig an diesem Tag frei haben will, muss dafür einen Tag aus seinem regulären Urlaubskontingent verwenden.

>>> Brief von Bischof Bünker

(APA/Red. )

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