EVP-Mitglieder beantragen Ausschluss von Orbáns Fidesz-Partei

Hungary Prime Minister Viktor Orban pictured during an EU summit meeting Thursday 28 June 2018 at
Hungary Prime Minister Viktor Orban pictured during an EU summit meeting Thursday 28 June 2018 atimago/Belga
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Die konservative EU-Parteienfamilie diskutiert noch im März über die Frage, die ungarische Partei auszuschließen.

Mitglieder der Europäischen Volkspartei (EVP) haben am Montag offiziell den Ausschluss der Fidesz-Partei des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán aus der Gruppe beantragt. Zwölf EVP-Mitgliedsparteien aus neun EU-Staaten sprachen sich dafür aus, die Mitgliedschaft von Fidesz zu beenden oder auszusetzen, wie EVP-Chef Joseph Daul der Nachrichtenagentur AFP sagte. Über die Frage werde es bei einem Treffen am 20. März eine Debatte geben, einen Tag vor dem EU-Gipfel mit dem Brexit als Hauptthema.

Für die jetzt bevorstehende Debatte war ein Quorum von mindestens sieben EVP-Mitgliedern aus fünf Ländern erforderlich. Wie die Debatte ausgehen werde, könne er nicht vorwegnehmen, sagte Daul der AFP. Die Entscheidung liege bei allen EVP-Mitgliedern. Die Fidesz-Partei müsse die Möglichkeit haben, sich zu äußern.

ÖVP nicht dabei

Jeweils zwei Parteien aus Belgien, Portugal und Schweden sprachen sich gegen Fidesz aus, außerdem je eine aus Finnland, Griechenland, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden und Norwegen. Die ÖVP und die deutschen Unionsparteien CDU und CSU sind nicht darunter. Auch die Républicains aus Frankreich positionierten sich am Montag nicht explizit gegen Orbán. Der Leiter der ÖVP-Delegation im EU-Parlament und ÖVP-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl, Othmar Karas, hatte eine Suspendierung der Orbán-Partei gefordert.

Fidesz ist innerhalb der EVP seit Längerem umstritten. Zuletzt erzürnte eine polemische Plakatkampagne der nationalkonservativen ungarischen Regierung gegen den EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker mehrere EVP-Mitglieder. Budapest wirft Juncker vor, er wolle die EU-Länder zur Flüchtlingsaufnahme verpflichten und den nationalen Grenzschutz schwächen. Weitere Zielscheibe der Kampagne ist der aus Ungarn stammende jüdische US-Milliardär George Soros.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Juncker Ende Februar gegen die Angriffe der ungarischen Regierung in Schutz genommen. Auch der EVP-Spitzenkandidat für die Europawahl im Mai, Manfred Weber (CSU), stellte sich hinter Juncker. Orbán kündigte jedoch bereits eine weitere Kampagne an, die auf den Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans Timmermans, abzielen soll.

(APA/AFP)

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