Sein Opernballgast sorgte für Aufsehen, beim Juristenball präsentierte er sich als Hüter der Rechtsstaatlichkeit. Der Justizminister hat seinen eigenen Kopf. Aber dass er immer wieder aus der Regierungsriege ausschert, freut nicht jeden.
Josef Moser war 15 Jahre alt und am Boden zerstört. Ein Arzt hatte dem Jugendlichen eröffnet, dass er an Astigmatismus leide. Die Karriere als Soldat – Moser besuchte das Theresianische Militärrealgymnasium in Wiener Neustadt – schien wegen des Sehfehlers am Ende. Auch Mosers liebstes Hobby, der Handballsport, war bedroht.
Doch Moser recherchierte und recherchierte – und gelangte so zu einem Wiener Arzt. Dieser bot die ersten Kontaktlinsen an, die bei Astigmatismus halfen. Nach zwei Wochen, in denen Moser wegen der damals noch sehr unangenehmen Linsen oft den Tränen nahe war, gewöhnte sich sein Körper daran, wie Moser einmal erleichtert erzählte. Mit den Kontaktlinsen konnte er seine Karriere fortsetzen.
Ein Berufssoldat ist der heute 63-jährige Justizminister schließlich trotzdem nicht geworden. Ja, nicht einmal zum Parteisoldaten hat es gereicht. Während der Großteil der Regierung nach einem klaren Drehbuch agiert, fällt Moser immer wieder mit einer selbst gewählten Rolle auf.
Weil er sich in seinen Reformplänen gehindert sah, überlegte Moser vor einem Jahr sogar, das gerade erst übernommene Ministeramt hinzuschmeißen. Im vergangenen Spätsommer preschte er – unabgesprochen mit der Regierungsspitze – vor: Und erklärte, dass infolge eines Gerichtsurteils nun sowohl Ehe als auch Eingetragene Partnerschaft für alle gelten sollen. In der Asyldebatte pflichtete Moser Innenminister Herbert Kickl nicht wie andere Regierungskollegen einfach bei, sondern schlug vor, das Schweizer Modell umzusetzen. Bei der Sicherungshaft, bei der die Regierung Stärke zeigen will, bremste Moser zuletzt und erklärte, dass „große Vorsicht und Fingerspitzengefühl“ nötig seien.