Staatsanwaltschaft: Dürr gesteht Eigenblutdoping bis zuletzt

Archivbild: Johannes Dürr bei den Olympischen Winetrspielen 2014 in Sotschi
Archivbild: Johannes Dürr bei den Olympischen Winetrspielen 2014 in Sotschi(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Der Langläufer legte laut Staatsanwaltschaft ein Geständnis ab. Dürr ist seit dem späten Dienstagabend wieder auf freiem Fuß. Die Vermittlung von anderen Athleten bestreitet er weiter.

Der Langläufer Johannes Dürr, dessen Aussagen in einer ARD-Fernsehdokumentation den bei der Nordischen Ski WM in Seefeld aufgeflogenen Dopingskandal ins Rollen gebracht haben sollen, soll selbst seit Jahren und bis zuletzt Eigenblutdoping betrieben haben. Er soll diesbezüglich bereits ein Geständnis abgelegt haben, teilte die Staatsanwaltschaft Innsbruck am Mittwoch mit. Am Dienstag war der Ex-Langläufer in Innsbruck festgenommen worden.

Dürr war am Dienstag wegen des Verdachts des Sportbetrugs in Innsbruck festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft verdächtigte den Langläufer, dass er nicht nur andere Sportler an den Erfurter Sportmediziner Mark S. vermittelt habe, sondern auch, dass Dürr selbst bis vor kurzem Eigenblutdoping betrieben habe und sich dabei von ebendiesem Arzt behandeln ließ. Weil Dürr zur Finanzierung seines geplanten Comebacks Crowdfunding betrieben habe, bestehe der Verdacht des Sportbetrugs.

Zwei Langläufer belasten Dürr

Während Dürr das Eigenblutdoping zugegeben hat, stellte er jedoch weiterhin in Abrede, andere Athleten an den Sportmediziner weiter vermittelt zu haben. Die in den Skandal verwickelten österreichischen Langläufer Dominik Baldauf und Max Hauke haben jedoch in einem Interview mit der "Kronen Zeitung" erklärt, dass sie 2016 von Dürr von jenem deutschen Arzt in Erfurt erfahren hatten, der als mutmaßlicher Drahtzieher eines großen Doping-Netzwerks gilt. Die erste Blutabnahme soll im Sommer 2018 erfolgt sein.

"2016 traf ich Johannes Dürr erstmals seit dem Skandal um ihn wieder. Wir arbeiteten beide beim Zoll in Wien und gingen manchmal miteinander trainieren. Dabei redeten wir natürlich über das Langlaufen und in der Folge auch darüber, dass die Leistungen von Max und mir stagnierten. Dürr erklärte mir, dass es ohne Doping nicht möglich sei, an die Spitze zu kommen. Und dass uns sein Erfurter Arzt helfen könne", wird Baldauf in der Krone zitiert.

Verdacht des Sportbetrugs

Dürr bestritt auch, dass er sich mit dem Eigenblutdoping unrechtmäßig bereichert hätte, weil er für finanzielle Unterstützungen auch jeweils entsprechende Leistungen erbracht hätte.

Der Verdacht des Sportbetrugs werde demnach weiter zu prüfen sein, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen dazu seien noch nicht abgeschlossen. Trotzdem konnte Dürr nach der Vernehmung noch in den späten Dienstagabendstunden wieder enthaftet werden, "da nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht anzunehmen ist, dass er auf freiem Fuß die Ermittlungen beeinträchtigen würde", teilte die Anklagebehörde mit.

Strache gegen Gesetzesverschärfungen

Angesichts der aktuellen Dopingfälle sieht Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) keine Notwendigkeit für eine Verschärfung der österreichischen Gesetze: "Wir haben die schärfsten Gesetze weltweit", erklärte er am Mittwoch im Pressefoyer nach dem Ministerrat. Es seien nun konsequente Verurteilungen durch Richter möglich, so Strache. Derart strenge Gesetze würde er sich auch in anderen Ländern wünschen, ebenso wie eine Antidopingagentur nach österreichischem Vorbild.

Strache wehrte sich gegen Pauschalverdächtigungen und sprach sich für restlose Aufklärung der Vorwürfe aus: "Die findet auch statt." Die staatlichen Ermittlungsbehörden hätten sehr gute Arbeit geleistet, um einen international agierenden Drogenring aufzudecken. Auch die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) habe gezeigt, wie exzellent die Einrichtung arbeite. Man habe die Aufklärung maßgeblich unterstützt, zeigte sich der Vizekanzler zufrieden. "Für mich hat Doping keinen Platz im Sport. Volle Aufklärung hat zu passieren", betonte er weiters.

Auf den ÖSV und dessen Präsident Peter Schröcksnadel angesprochen, meinte Strache, ihm liege dazu nichts vor, daher gebe es auch von seiner Seite keine Verdächtigungen.

(APA)

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