Fischer sagt Teilnahme an Kaczynski-Begräbnis wegen Vulkanasche ab

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Fischer sagt Teilnahme KaczynskiBegraebnis(c) REUTERS (STR)
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Wegen des gesperrten Luftraums aufgrund der Vulkanasche aus Island mussten zahlreiche Staatschefs absagen. Russlands Präsident Medwedew flog trotz gesperrtem Luftraum nach Krakau.

Der weitgehende Stillstand des europäischen Flugverkehrs durch die vulkanische Aschewolke aus Island hindert zahlreiche Staats- und Regierungschef an der Teilnahme am Begräbnis des verunglückten polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und seiner Frau Maria am Sonntag in Krakau. Am Samstagabend sagte auch Bundespräsident Heinz Fischer seine Teilnahme ab. Der Bundespräsident werde beim Staatsbegräbnis durch den österreichischen Botschafter vertreten werden, ergänzte Fischers Sprecher Bruno Aigner. Kurz zuvor hatte die Austro Control nach einer neuerlichen Krisensitzung beschlossen, dass der österreichische Luftraum mindestens bis Montag, 2.00 Uhr, gesperrt bleiben wird.

Die Sperre dürfte Russlands Staatspräsidenten Dmitri Medwedew egal gewesen sein. Wie eine Sprecherin mitteilte, flog der Kreml-Chef nach Krakau. Warum die Präsidentenmaschine abheben durfte, während 400 Flüge in Russland aufgrund der Aschewolke ausfielen, ist unklar. Ursprünglich hätte Medwedew auf dem Landweg anreisen wollen, er ist inzwischen in Krakau eingetroffen.

Obama und Sarkozy fehlen

Zahlreiche prominente Staatsgäste bleiben angesichts der Verkehrssituation der Zeremonie fern, darunter US-Präsident Barack Obama, sein französischer Amtskollege Nicolas Sarkozy oder Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der türkische Präsident Abdullah Gül gaben bekannt, dass sie den Weg nach Krakau nicht antreten könnten. Barroso "bedauert zutiefst, nicht an der Beerdigung von Präsident Kaczynski teilnehmen zu können, aber es ist keinerlei Flugreise möglich", erklärte Barrosos Sprecherin Pia Ahrenkilde Hansen. Die türkische Regierung kündigte an, für den Tag des Begräbnisses am Sonntag werde im Lande Staatstrauer getragen, alle Flaggen sollten zu Ehren Kaczynskis auf Halbmast wehen.

Andere Trauergäste ließen vermelden, dass sie mit dem Auto oder mit der Bahn nach Krakau reisen wollten, etwa der tschechische Präsident Vaclav Klaus und seine Kollegen aus der Slowakei, Ivan Gasparovic, und aus Estland, Andrus Ansip.

Päpstliche Solidarität

Papst Benedikt XVI. sagte den trauernden Polen nach dem Flugzeugunglück seine Solidarität zu. Bei der Trauerfeier in Warschau überbrachte der päpstliche Nuntius Jozef Kowalczyk eine Botschaft des Kirchenoberhauptes. Benedikt drücke angesichts der "schwierigen Umstände" seine Solidarität und sein Mitgefühl aus, sagte Kowalczyk.

Der polnische Übergangspräsident Bronislaw Komorowski bedankte sich bei den Russen für das nach dem Absturz bezeugte Mitgefühl. "Wir sind an diesen schwierigen Tagen für unser Vaterland nicht alleine gewesen", erklärte Komorowski. "Dafür danken wir den russischen Bürgern, die den Polen spontan ihr Mitgefühl gezeigt haben." Der russische Präsident Dmitri Medwedew hatte nach dem Absturz für Russland einen Tag der Staatstrauer angeordnet, der russische Ministerpräsident Wladimir Putin hatte am Unglücksort in Smolensk eine Untersuchung des Hergangs eingeleitet.

Die polnische Regierung hatte am Freitag angekündigt, dass die Beisetzung in Krakau trotz der Aschewolke wie geplant stattfinden solle. Die Familie habe darum gebeten, die Trauerfeier "unter keinen Umständen" zu verschieben. Hunderttausende Polen haben sich am Samstag im Warschauer Zentrum versammelt, um Präsident Lech Kaczynski und der insgesamt 96 Toten des Flugzeugabsturzes von vor einer Woche in Russland zu gedenken. Premierminister Donald Tusk nannte das Unglück die größte Tragödie der polnischen Nachkriegsgeschichte.

Tausende trauern um totes Präsidentenpaar

Unter strahlend blauem Himmel säumten viele Trauernde die Straßen von Krakau. Die Särge des Staatsoberhauptes und der First Lady wurden am Vormittag vom Krakauer Flughafen Balice in die Marienkirche am Hauptmarkt der Altstadt gebracht. In dem mittelalterlichen Gotteshaus soll am frühen Nachmittag im Beisein ausländischer Gäste die Trauermesse für die Toten der Flugkatastrophe gelesen werden. Als der Konvoi durch die engen Gassen fuhr, spendeten die Wartenden Beifall und warfen gelbe und rote Nelken vor die Leichenwagen, die Lieblingsblumen von Maria. Unter Glockengeläut trugen Soldaten die Särge vor den Altar.

Der Krakauer Hauptmarkt, der größte mittelalterliche Markt Europas, hatte sich bereits seit dem Morgen mit tausenden Menschen gefüllt. Pfadfinder, Schulkinder, Gewerkschafter, Bergleute und Studenten sangen, beteten und schwenkten weiß-rote Fahnen mit dem "Solidarnosc"-Emblem". Lech Kaczynski engagierte sich den 1970er Jahren in der demokratischen Freiheitsbewegung und war während des kommunistischen Regimes mehrmals verhaftet worden. "Gott, Ehre und Vaterland" stand auf vielen Transparenten in Anspielung auf die national-konservative Weltanschauung Kaczynskis.

Der polnische Filmregisseur Andrzej Wajda lobte das Verhalten der Russen nach dem Flugzeugunglück von Smolensk, bei dem Staatspräsident Lech Kaczynski (60) und seine Frau Maria (67) zusammen mit 94 anderen am Samstag vor einer Woche ums Leben gekommen war. "Ich persönlich empfinde das Mitgefühl der Russen als echt. Ich habe den Eindruck, dass von der russischen Seite spürbar das Bedürfnis besteht, auf Polen zuzugehen", sagte Wajda dem Nachrichtenmagazin "Focus".

(Ag.)

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