Der Bahn gehen die Lokführer aus

2000 Lokführer sollen in den nächsten Jahren aufgenommen werden.
2000 Lokführer sollen in den nächsten Jahren aufgenommen werden.(c) Clemens Fabry
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ÖBB-Chef Matthä nimmt die Besetzung wichtiger Posten bei der Staatsbahn mit FPÖ-nahen Managern gelassen. Die ÖBB will er fit für den Wettbewerb machen.

Wien. Bei den ÖBB wurden zuletzt viele wichtige Jobs, von Vorständen über Geschäftsführer bis zu Abteilungsleitern, mit FPÖ-nahen Managern besetzt, wie „Die Presse“ berichtete. Bahn-Chef Andreas Matthä, der der „roten“ Reichshälfte zugeordnet wird, nimmt das gelassen: Dass jetzt „alles blau“ sei, sehe er nicht so. „Es geht quer durch.“ Es werde oft insinuiert, dass bei den Personen die Fähigkeiten nicht da seien. „Das möchte ich ganz heftig in Abrede stellen.“ Die Kollegen würden hervorragende Arbeit leisten. „Am Ende des Tages heißt die Partei ÖBB, und die Farbe ist Rot-Weiß-Rot.“

Andreas Matthä leitet die ÖBB nun seit fast drei Jahren, beim Unternehmen ist er schon länger als 30 Jahre. „Vor 30 Jahren hatten die ÖBB mehr als 70.000 Mitarbeiter“, sagt Matthä. Heute sind es rund 42.000. Etwa ein Viertel davon geht bald in Pension. Deshalb sucht die Staatsbahn in den nächsten fünf bis sieben Jahren knapp 9000 neue Mitarbeiter, darunter auch 2000 Lokführer. „Allein heuer wollen wir 460 Lokführer aufnehmen“, sagte Matthä am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Altersschnitt bei 46 plus

Nicht alle der rund 10.000 Abgänge sollen nachbesetzt werden. Für die Bahn ist das dennoch eine „Herausforderung, die sehr viel von uns verlangt“, so der Vorstandschef. Gesucht wird quer durch: Lokführer, Schaffner, Computertechniker, Bauingenieure. Die Kunst sei es, rechtzeitig die richtigen Leute an Bord zu bringen, um das Wissen der Älteren noch zu übergeben, so Matthä. Der Altersschnitt bei der Bahn liege aktuell bei 46 plus. Die Veränderung der Altersstruktur würde der Bahn bei den Personalkosten natürlich „extrem helfen“.

Die Bahn habe im abgelaufenen Jahr in allen Teilzkonzernen positive Ergebnisse erzielt. Außerdem wurden 2018 erstmals mehr als 250 Millionen Passagiere befördert. Die ÖBB haben sich ein Fitnessprogramm auferlegt: Im Rahmen von „Nordstern“ sollen alle ÖBB-Gesellschaften hinsichtlich ihrer Effizienz durchleuchtet werden. „Wir haben uns auf Wettbewerb vorzubereiten“, sagte der Vorstandschef. Priorität habe dabei die Kundenzufriedenheit, Stichwort „einfach Bahnfahren“: Es müsse einfacher werden, Tickets zu lösen, zum Beispiel mit einem Wisch auf dem Handy. Sehr stark beschäftige man sich mit der „ersten und letzten Meile“, also der Fahrt zum Bahnhof und von dort weg. An 25 Bahnhöfen biete man daher schon Carsharing an. „Zu sehr attraktiven Konditionen.“

Die ÖBB wollen laut Matthä auch im Personenverkehr stärker in den internationalen Wettbewerb gehen, wie sie es im Güterverkehr schon sind. „Österreich ist unsere Wurzel und nicht unsere Grenze“, so der Bahn-Chef. Schon heute endeten von rund 300 ÖBB-Fernzügen täglich etwa 160 außerhalb Österreichs. Vor zwei Jahren haben die ÖBB einen Teil des Nachtzuggeschäfts der Deutschen Bahn übernommen. Die Geschäfte liefen „sehr gut“, so Matthä. (hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2019)

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