Erste 5G-Auktion bringt fast vier Mal mehr ein als erwartet

Archivbild: Eine 5G-Testantenne, aufgenommen in Darmstadt (Deutschland).
Archivbild: Eine 5G-Testantenne, aufgenommen in Darmstadt (Deutschland).(c) imago/Jan Huebner (Jan Huebner/Ulrich)
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Die Mobilfunker zahlen 188 Millionen Euro für die ersten 5G-Frequenzen in Österreich – und beklagen Preistreiberei. Die Technologie kommt vorerst in die Städte. Die Frequenzen für den flächendeckenden 5G-Ausbau werden erst 2020 vergeben.

Die Versteigerung der ersten 5G-Frequenzen im Land ist vorbei – und (fast) überall blickt man in lachende Gesichter: Der Regulator freut sich, dass diesmal niemand laut Schiebung schreit und mit Klagen droht. Die Politik freut sich, dass Österreich einmal unter den ersten EU-Ländern ist, die eine neue Technologie ausrollen. Die Energieversorger freuen sich, dass sie mitspielen können. Und die Mobilfunker freuen sich, dass sie wieder einmal das große Geschäft der Zukunft erfinden dürfen.
Am größten wird die Freude aber wohl bei Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) sein. Statt der budgetierten 50 Millionen Euro spült die Versteigerung der ersten Tranche an 5G-Frequenzen 188 Millionen Euro in die Staatskasse. Und das, obwohl die Politik nach der milliardenschweren Vergabe der LTE-Frequenzen 2013 für dieses Mal eigentlich Genügsamkeit gelobt hatte.

Potenzial liegt teilweise brach

Der zuständige Regulator, RTR-Chef Johannes Gungl, kommentierte den Preis am Donnerstag daher auch nur knapp: „Das ist das Ergebnis von Angebot und Nachfrage“, sagte er. Wichtiger sei, dass sich Österreich damit unter die 5G-Spitzenreiter Europas reihe. Das Land sei früh dran, alle großen Anbieter hätten genug Spektrum erhalten und einigen Regionen seien neue Mitbewerber zum Zug gekommen. „Das ist gut für den Wirtschaftsstandort.“

Tatsächlich gibt Österreich mit der nunmehr erfolgten Vergabe des 3,4 – 3,8 GHz-Bandes als eines der Länder Europas den Startschuss für den Roll-Out der neuen Technologie, die als Basis für viele Innovationen von morgen gilt. Alle drei großen Mobilfunker konnten bundesweit mehr als 100 MHz ersteigern. Die Telekom Austria gab dafür 64 Millionen Euro aus, T-Mobile 57 Millionen Euro und Drei (Hutchison) 52 Millionen Euro. In einigen Bundesländern konnten Liwest, Salzburg AG, Holding Graz und Mass Response kleinere Anteile ergattern. Die Tatsache, dass nun auch etliche Kommunalbetriebe ins Geschäft mit dem mobilen Breitband mitspielen, stößt den Mobilfunkern sauer auf. Sie kündigen an, genau darauf zu achten, ob es zu Wettbewerbsverzerrungen komme.

"Schwächen des Auktionsdesigns"

In Summe fiel die 5G-Auktion deutlich günstiger aus als jene für die Vorgängertechnologie LTE (4G). Sie kostete die Mobilfunker 2013 über zwei Milliarden Euro. Ganz fair ist der Vergleich allerdings nicht. Denn die Vergabe des 3,4 - 3,8 GHz-Bandes war nur der erste Schritt in Richtung 5G. Der große Brocken kommt erst im nächsten Jahr. Und auch die erste Tranche ist deutlich teurer geworden, als zuletzt erwartet. „Günstig war das nicht“, sagte Gero Niemeyer, Finanzchef von T-Mobile Österreich. Drei-Chef Jan Trionow ärgerte sich über „Schwächen des Auktionsdesigns, die dazu geführt haben, dass einzelne Akteure Preise in Regionen, in denen kein ernsthaftes Interesse bestand, in die Höhe getrieben haben“. So hat die RTR auch nur knapp 94 Prozent der verfügbaren Frequenzen an den Mann gebracht. Gerade in Wien, wo ein besonders aggressiver Bieter im letzten Moment zurückgezogen hatte, wird damit nicht das volle Potenzial genutzt.

Die Mobilfunker versichern dennoch, dass die Österreicher schon bald die superschnellen 5G-Netze werden nutzen können. T-Mobile will noch heuer die ersten 25 5G-Stationen in Betrieb nehmen. Bis Ende 2020 müssen die Gewinner der Auktion in Summe 1000 Antennen aufgestellt haben. Bis Mitte 2022 gut 3200. Ansonsten drohen Strafzahlungen. Die Diskussionen über eine mögliche Verzögerung des Ausbaus, sollte der unter Spionageverdacht stehende, chinesische Anbieter Huawei ausgeschlossen werden, hätten „bei der Vergabe keine Rolle gespielt“, sagte Gungl. Sollte der Staat entscheiden, eine unabhängige Stelle mit der Prüfung der Hardware zu beauftragen, würde zumindest T-Mobile voll kooperieren, versicherte T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth.

Der große Brocken kommt erst

So weit, so gut. Von einer flächendeckenden Versorgung der Privatnutzer mit 5G ist Österreich allerdings immer noch weit entfernt. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens: Private Handynutzer werden von den ultraschnellen Verbindungen vorerst wenig merken. Noch gibt es nicht einmal 5G-fähigen Smartphones. Für die Industrie spielt 5G hingegen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung selbstfahrender Autos und kommunizierender Maschinen in der Produktion.

Zweitens: Mit gut 3000 Antennen ist eine flächendeckende Versorgung des Landes nicht zu schaffen. Mit dem heuer vergebenen Frequenzspektrum können vorerst nur die Ballungsräume mit mobilen Breitbandverbindungen ausgestattet werden. Nächstes Jahr soll die Auktion der nächsten Frequenzbänder (700, 1500 und 2100 MHz) erfolgen. Sie gelten als „wertvoller“, da mit ihnen das 5G-Netz flächendeckend in die Peripherie ausgerollt werden kann, wovon sich die Unternehmen das größte Geschäft versprechen. Die RTR fordert von den Bietern der zweiten Runde daher eine möglichst die flächendeckende Versorgung des Dauersiedlungsraums, der Autobahnen und der hochrangigen Verkehrswege. Die Regierung rechnet mit 350 Millionen Euro an Einnahmen aus der zweiten Versteigerung. Läuft das Wettbieten so wie heuer, muss sich die Branche letztlich doch auf ein ähnliches Fiasko einstellen wie 2013.

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