Wohngeschichte

Zell am See: Nah am Wasser gebaut

Das Haus der Familie Brettermeier in Zell am See.
Das Haus der Familie Brettermeier in Zell am See.(c) © Jo Pesendorfer
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Wie richten sich Hoteliers ganz privat ein? Ein Besuch im neuen Domizil der Hotelierfamilie Brettermeier auf der Südseite des Zeller Sees in Salzburg.

Wer die Gastfreundschaft zum Beruf, oder besser zur Berufung gemacht hat, kümmert sich für gewöhnlich in erster Linie um das Wohlbefinden anderer – auch in Sachen Wohnen stehen die Gäste meist als Erstes auf der Tagesordnung. Als Ausgleich und Rückzugsort ein eigenes Haus zu errichten, war daher der Traum der Hotelierfamilie Brettermeier, die das Gartenhotel Theresia in Saalbach betreibt.

Entstanden ist ein modernes Wohnhaus in Zell am See: keine Schnörkel, keine rustikale Deko, keine Farbspiele. Die Geradlinigkeit hat dem Bau im Ortsteil Thumersbach, entworfen vom Wiener Architekten Gustav Pichelmann, sogar einen Eintrag in den renommierten Salzburger Architekturführer gebracht – und bietet den Bewohnern neben Ruhe vor allem eines: Aussicht auf See und Berge.

Wie auf einem Schiff


Die 230 Quadratmeter große Wohnfläche ist auf drei Etagen verteilt: ein helles, lichtdurchflutetes Wohn-Esszimmer, Küche, Vorraum, Garderobe, Gäste-WC, drei Schlafzimmer mit Bad/Dusche und WC sowie ein Büro mit Gästezimmer finden darauf Platz. „Auch wenn man ein Hotel besitzt, empfängt man manchmal gern zu Hause Besuch“, meint Marianne Brettermeier. Im Kellergeschoß befinden sich Technik, Waschküche und Lagerräume. Natürlich dürfen auch Terrasse und Bootshaus nicht fehlen.


Das Besondere dabei: Das Haus steht buchstäblich im Wasser. „Man hat das Gefühl, auf einem Schiff zu leben. Die Planung und Bauausführung waren deshalb auch besonders anspruchsvoll. Es mussten im Kellergeschoß viele technische Details, wie Wasserdichtheit, Wärmeisolierung und die Verkleidung mit Rauriser Steinplatten unter einen Hut gebracht werden“, erklärt die Hausherrin. Dabei war das nicht die größte Herausforderung: Für die bauliche Genehmigung waren die Gemeinde und zusätzlich das Land Salzburg als Naturschutzbehörde zuständig. Unterschiedliche Auffassungen der Behörden verzögerten die Baugenehmigung um Jahre, es wurde um jeden Quadratzentimeter Fläche gerungen.

Wohnen in Schwarz-Weiß


Der Boden und das Stiegenhaus sind aus mitteldunkler Eiche, Sanitärräume, Vorraum und Küche sind mit dunklem Naturstein belegt. Der Ausbau erfolgte mit Rigips und Holz, beide in Naturweiß gehalten. Das Gleiche gilt für die Möbel, die durch zusätzliche dunkelbraune Elemente wirken.
Wenig blieb hier dem Zufall überlassen, unnötigen Nippes oder verlorene Winkel findet man kaum: Die Einrichtung samt Lampen wurden vom Architekten speziell für das Haus geplant, die Sitzmöbel im Wohnzimmer stammen vom italienischen Edeldesigner Minotti. Der üppige Garten ist von einer Landschaftsarchitektin designt. „Die begehrte Lage am See hat uns natürlich einige Stolpersteine eingebracht, aufgrund der strengen Größenvorgaben waren wir mit unserem Architekten in der Gestaltung ein bisschen eingeschränkt. Trotzdem würden wir es heute nicht anders machen. Die versetzten Umläufe geben dem Haus seinen eigenwilligen und individuellen Charakter“, sagt Hausherr Harald Brettermeier.

„In unserer spärlichen Freizeit hat jeder von uns sein ganz spezielles Plätzchen, um abschalten zu können.“ Der Lieblingsplatz Haralds ist die schwarze Couch mit Blickrichtung Schmittenhöhe und „Croisette“ von Zell am See. Ein Blick nach links offenbart die gewaltige Bergwelt rund um das Kitzsteinhorn. Der Kraftplatz von Marianne befindet sich gleich schräg gegenüber – auf der weißen Bank. „Mit einem dicken Polster im Rücken lässt es sich hier mit Wintergartenatmosphäre vortrefflich lesen und im Internet surfen. Bevor die nächste Saison wieder losgeht.“

Zum Ort, zu den Personen

Die Wurzeln der 788 als „Cella in Bisontio“ erwähnten Gemeinde Zell am See gehen bis in die Bronzezeit zurück, heute ist die Bezirkshauptstadt direkt am Zeller See mit knapp 10.000 Einwohnern ein beliebter Tourismusort. Baugrundstücke kosten im Bezirk je nach Lage 173,4 bis 621,3 Euro/m2, Einfamilienhäuser zwischen 1569,4 und 3423,6 Euro/m2.
Marianne und Harald Brettermeier führen in Saalbach/Hinterglemm das Gartenhotel Theresia.

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