Die zusätzlichen Zimmer, die demnächst auf den Markt kommen, könnten die Erlöse unter Druck bringen.
Obwohl das Transaktionsvolumen mit rund vier Milliarden Euro in etwa auf dem Niveau von 2017 verharrte, befindet sich der deutsche Hotelimmobilienmarkt weiterhin auf Wachstumskurs: „Das zusätzliche Angebot durch fertig gestellte Projektentwicklungen wird bislang durch die steigende Nachfrage absorbiert“, weiß Andreas Ewald, Geschäftsführender Gesellschafter von Engel & Völkers Hotel Consulting. Bedingt durch viele neue Fertigstellungen, nehme der Wettbewerbsdruck unter den Betreibern allerdings zu. „Gleichzeitig treten gewerbliche Wohnkonzepte an der Schnittstelle zwischen Wohnen und Hotel zunehmend in Konkurrenz zu den klassischen Hotelkonzepten“, betont der Experte.
Rückläufige Erlöse in Hamburg
Davon war bislang noch relativ wenig zu spüren, obwohl die Anzahl der Betten in der vergangenen Dekade im Mittel um 0,9 Prozent jährlich auf 3,7 Millionen gewachsen ist. Den Grund hierfür sehen die Experten von Engel & Völkers darin, dass gleichzeitig auch die Übernachtungen gestiegen sind: um jährlich 2,9 Prozent auf 478 Millionen im Jahr 2018. Doch jetzt könnte die prall gefüllte Pipeline an neuen Hotelprojekte zum Prüfstein werden. Das zeigt sich etwa am Beispiel Hamburgs, wo im Vorjahr 6500 neue Betten hinzukamen und damit erstmals seit 2014 die Nachfrage überholt wurde. Die unmittelbare Konsequenz: Ein rückläufiger RevPAR (Erlös pro verfügbarer Zimmereinheit), der mit 91 Euro allerdings immer noch den zweithöchsten Wert der deutschen Top-5-Städte darstellt.
Prüfstein Düsseldorf
München bleibt mit einem durchschnittlich erzielbaren Zimmerpreis von 129 Euro weiterhin der teuerste Hotelmarkt Deutschlands. An zweiter Stelle folgt Hamburg mit 115 Euro vor Frankfurt mit 111 Euro. Die niedrigsten Zimmerpreise verzeichnet mit 101 Euro wiederum Berlin. Andererseits belegt Berlin mit einem Anstieg von rund 18 Prozent seit 2014 nunmehr den Spitzenplatz beim RevPAR, was mit einem Anstieg der Nächtigungszahlen von fünf Prozent allein im Vorjahr zusammenhängt. Um dieses Niveau halten zu können, müssen die Nächtigungen aber auch künftig um mindestens drei Prozent pro Jahr wachsen. Sonst können nämlich die rund 8000 zusätzlichen Betten, die sich derzeit in der Entwicklungspipeline befinden, nicht vom Markt absorbiert werden. Die im Verhältnis höchste Produktpipeline der Top-5-Städte hat Düsseldorf. Damit es zu keinem Rückgang der Zimmerauslastung von aktuell 69 Prozent kommt, müssen die Nächtigungen bis 2021 allerdings um insgesamt 36 Prozent steigen, heißt es in der aktuellen Hotelmarktstudie von Engel & Völkers. (ebe)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2019)