Die Wahl der Profis

Der Büro- und Hotelentwickler Warimpex setzt auf Osteuropa. Im Bild: Das im Bau befindliche Mogilska Office in Krakau.
Der Büro- und Hotelentwickler Warimpex setzt auf Osteuropa. Im Bild: Das im Bau befindliche Mogilska Office in Krakau.Warimpex
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Trends. Die Immobilienbranche befindet sich in einer rasanten Veränderung. Die heimischen Entwickler reagieren darauf mit eigenen Schwerpunktsetzungen.

Die Assetklassen spielen verrückt. Waren vor zwei Jahren die Bürohäuser in allesbeherrschendes Thema, sind es nun Wohnprojekte. Die heimischen Immobilienakteure beobachten mit Akribie die Entwicklungen, aber arbeiten auch an eigenen Ideen und folgen ihrer Intuition. Und haben schon oft bewiesen, dass sie weitblickend im Markt agieren können. Die Immobilienmärkte profitieren derzeit noch immer stark vom Niedrigzinsumfeld und der allgemeinen, guten wirtschaftlichen Entwicklung. „Grundsätzlich sind das sehr gute Rahmenbedingungen für alle Assetklassen, aber natürlich spielen auch andere Faktoren eine Rolle, und man muss hier stark zwischen verschiedenen regionalen Märkten unterscheiden“, meint Ernst Vejdovszky, CEO der S Immo AG. Schon 2006 hat er mit dem Engagement in Deutschland Weitblick gezeigt.

CEE-Märkte im Fokus

Aktuell sieht er neben Berlin „auch in Osteuropa ein deutlich steigendes Interesse, sowohl von Investoren als auch von Mietern.“ Die S Immo startete das Jahr unter anderem mit zwei Zukäufen von Grundstücken in Budapest und Bukarest, hier sollen Büroprojekte entstehen. „Aber auch in Bratislava und Zagreb werden weitere Investitionsmöglichkeiten geprüft“, sagt Vorstandskollege Friedrich Wachernig.

In den CEE-Märkten investiert auch Warimpex, wobei sich aber langsam der Fokus verschiebe, erläutert Warimpex-CEO Franz Jurkowitsch, „da einige Sekundärstädte abseits der Hauptstädte bei Investoren immer mehr an Attraktivität gewinnen.“ Zwei Argumente hierfür hat Jurkowitsch parat: „Der Markt ist noch nicht überlastet und der Bedarf an Hotel- und Büroprojekten groß.“ Wobei Warimpex in den kommenden Zeit nicht nur auf die angestammten Märkte, sondern auch auf ihre bewährten Immobiliensegmente setzt. „Als Spezialist für Büro- und Hotelentwicklungen sehen wir in diesen beiden Assetklassen auch in Zukunft großes Potenzial. Und ein attraktiver Bürostandort wird durch die unmittelbare Nähe eines Hotels wesentlich aufgewertet“, erläutert der Manager. Mit dem neuen Konzept Vienna House R.evo bewies Vienna House erst kürzlich, dass sich beide Welten – also Hotel und Büro – sogar noch mehr verschmelzen lassen. Im Vienna House R.evo können Gäste oder Bewohner für eine Nacht, mehrere Monate oder auch nur für einen halben Arbeitstag einchecken.

Hotel und Mikrowohnen

Für Andreas Köttl, CEO value one holding AG, haben Hotel und Micro Living das größte Potenzial in den kommenden zwei Jahren: „Die Bevölkerungsstruktur verändert sich hin zu Single-Haushalten, gleichzeitig steigen die Anforderungen an Immobilien: Flexibilität und Mobilität gewinnen bei Nutzern an Bedeutung.“ Auch Maximilian Pasqauali, Deputy CEO der Eyemaxx Real Estate Group, geht bei Hotels und Serviced-Apartments „von einer weiter guten Entwicklung aus.“ Im Fokus der Aktivitäten stehen für ihn die Kernmärkte Deutschland und Österreich: „Wir schätzen Wohnimmobilien, insbesondere den Nischenmarkt Mikroapartments, als ganz besonders aussichtsreich ein.“ Eine steigende Nachfrage erwartet er in größeren Städten beziehungsweise dem Einzugsgebiet von Metropolen. „Wien und Umgebung birgt noch immer sehr großes Potenzial, aber auch in Deutschland weisen zum Beispiel Städte wie Potsdam und Leipzig ein kontinuierliches Wachstum der Bevölkerungszahl auf,“ sagt der Experte. Die Durchmischung der einzelnen Immobilien wird vielfältiger. Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer Signa: „Die Immobilie der Zukunft dient als Stadt in der Stadt mit vielfältiger Nahversorgung und Gastronomie, umfassenden Services und einem ebenso ansprechenden wie funktionellen Office-Ambiente.“ Daher sollten moderne Projektentwicklungen eine große Vielfalt an Möglichkeiten bieten, Arbeit und Alltag, Business und Freizeit harmonisch miteinander zu verbinden und diese in den einzelnen Stadtteilen fortsetzen: „Entwickler müssen Orte schaffen, an denen zum einen die Dynamik der Metropole spürbar ist, und zum anderen Rückzugsmöglichkeiten schnell erreichbar sind.“

Im Schatten der Digitalisierung

Vejdovszky hingegen sieht vor allem durch die zunehmende Digitalisierung einen Paradigmenwechsel kommen: „Sie spielt in der Verwertung von Immobilienprojekten eine immer größere Rolle. Für Andreas Köttl bietet sie zudem „viele Chancen – von smarten Anwendungen bis hin zur Finanzierung. Gerade digitale Zertifikate und Blockchain werden in der Immobilienfinanzierung neue Möglichkeiten schaffen.“ Diese Einschätzungen treffen genau auf den Punkt. Laut dem aktuellen „Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt 2019“ von EY wird die Digitalisierung den demografischen Wandel als einflussreichsten Megatrend überholen. Mit 92 Prozent der Umfrageteilnehmer erreichte die Digitalisierung enorm hohe Werte, sagt Alexander Wlasto, Partner und Sector Leader Real Estate bei EY: „Auf die Assetklassen heruntergebrochen, erwarten sich die Investoren positive Effekte der Digitalisierung insbesondere auf Logistik- und Industrie-Immobilien.“ Stärker in den Investmentfokus rücken demnach Zentrallager für 80 Prozent der Befragten, Last-Mile-Storage-Produkte und Rechenzentren.

DARAUF SETZEN PROFIS

? Otto Immobilien Gruppe: Student Housing und Anlagewohnung

? S Immo AG: Büroimmobilien in Berlin & CEE, Digitalisierung

? EY Österreich: Digitalisierung und damit positive Effekte insbesondere auf Logistik- und Industrieimmobilien

?Warimpex: Büro- und Hotelentwicklungen, Sekundärstädte abseits der Hauptstädte in CEE

? value one holding AG: Hotel und Micro Living, Digitalisierung

?Eyemaxx Real Estate Group: Wohnimmoblien in Deutschland und Österreich, Mikro-Apartments, Hotels und Serviced-Apartments

? Signa: urbane Quartiere, Mischquartiere mit flexibler Nutzung

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2019)

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