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Die Zweiteilung der Conchita Wurst

Conchita beim Opernball 2019 unter dem Motto Roaring Twenties in der Staatsoper Hannover Hannover
Conchita beim Opernball 2019 unter dem Motto Roaring Twenties in der Staatsoper Hannover Hannoverwww.imago-images.de
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Rätselhafte Botschaften auf Instagram hatten auf eine Veränderung der Kunstfigur von Tom Neuwirth hingedeutet. Jetzt ist klar, dass sie aufgetrennt wird: "Conchita" bleibt die feminine Diva, das Maskuline lebt Neuwirth als "Wurst" aus - und will in einem neuen Song gleich den "Glamour wegschmeißen".

In Inszenierungsfragen ist Tom Neuwirth geschickt. Am Opernball ließ der Steirer, der 2011 mit Conchita Wurst eine einflussreiche Kunst- und Identifikationsfigur geschaffen hat, sein Alter Ego erstmals nicht mit dunkler Haarmähne, sondern mit Glatze zum Latexkleid auftreten - nachdem er Conchita (wie die Figur seit 2015 schlicht heißt) zuletzt immer maskuliner werden hat lassen und sein Leben mit der Kunstfigur zunehmend infrage gestellt hat.

Auf Instagram gab er in der vergangenen Woche weiter Rätsel auf: Da erschienen schwarze Bilder sowie die Buchstabenfolge T, O, M - nicht nur sein Vorname, sondern auch Akronym für "Truth over Magnitude", Wahrheit vor Größe. Eine Auflösung des Rätsels war für den heutigen Weltfrauentag, den 8. März angekündigt. Es folgten weitere Fotos und Hinweise, nun wurde offiziell bekanntgegeben: Conchita Wurst wird quasi zweigeteilt.

Wurst gibt mehr preis als Conchita

Conchita und Wurst würden nun "nicht mehr in Personalunion präsentiert", heißt es in einer Aussendung, sondern sollen zwei unterschiedliche Figuren darstellen: Conchita bleibt demnach die "höfliche und feminine Medien-Ikone", die feminine Diva, während sich Neuwirth unter dem schlichten Namen "Wurst" mit einem neuen Electro-Projekt verwirklicht. Maskulin und kompromisslos soll Wurst sein - und in den Song-Texten mehr über Neuwirth und sein Leben preisgeben, "als es der unnahbaren Kunstfigur Conchita jemals möglich war".

Am Freitagmorgen erschien auch gleich der erste Song unter dem Namen Wurst: "Trash all the glam", eine ruhige Elektroballade. "In no way she can keep this fallen illusion now alive", heißt es darin unter anderem, an andere Stelle singt Wurst: "No more secrets"; und: "I have come here to be me in peace" - ein Bekenntnis, unter dem neuen, schlichten Künstlernamen künftig den eigenen (musikalischen) Vorstellungen folgen zu wollen.

Im Video zum Song bewegt sich Neuwirth (es steht zu vermuten, dass er es ist, Gesicht sieht man keines), in eine zweite Haut aus schwarzem Latex gehüllt, in einer Wiener U-Bahn-Station - mal amphibienartig kriechend und mit durchsichtigem Schleim bedeckt (ein Hinweis auf die künstlerische Neugeburt?), mal lässig in schwarzer Joggingkleidung.

"Es wird mir zu eng"

Eine Veränderung hat Neuwirth schon seit einiger Zeit in Aussicht gestellt. "Ich muss sie töten. Mit der bärtigen Frau habe ich seit dem Song-Contest-Sieg im Prinzip alles erreicht. Ich brauche sie nicht mehr", sagte er etwa schon vor zwei Jahren zur "Welt". Im Oktober sagte er im Gespräch mit der "Presse": "Dieser Safe Place, den ich mir kreiert habe, wird mir zu eng. Es fängt an, sich zu reiben, man hinterfragt, man weiß nicht: Bin ich das noch?"

(kanu)

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