Man redet im Ausland wenig von ihm. Vielleicht, weil er keine Skandale produziert. Stattdessen ist der Lukoil-Konzern ein wahres Branchenjuwel. Warum stellt er alle anderen in den Schatten und wird nicht einmal vom Kreml angetastet?
Gut möglich, dass Russlands zweitgrößter Ölkonzern Lukoil schon im Vorfeld geahnt hat, welche Ehre ihm vor wenigen Monaten im neuen Ranking des internationalen Brancheninformationsdienstes Platts über die weltweit 250 bedeutendsten Energieunternehmen zukommen könnte. Für den Rest der Welt allerdings kam die im Herbst bekannt gewordene Platzierung überraschend. Platts hat Lukoil nämlich den zweiten Rang – gleich hinter dem US-Giganten ExxonMobil – zugewiesen.
Das ist allein schon deshalb bemerkenswert, weil das Unternehmen – für den Sektor in Russland untypisch – nicht staatlich ist und die staatlichen Branchenersten bei Öl und Gas, nämlich Rosneft und Gazprom, im neuen Ranking auf Platz 36, respektive Platz 17 gefallen sind. Platts ermittelt die Plätze anhand der vier Finanzindikatoren: Wert der Aktiva, Umsatz, Gewinn und Kapitalrendite.
Seit Jahren bergauf
In allen Punkten ging es bei Lukoil, in dessen Aufsichtsrat – wie am Donnerstag bekannt wurde - Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) demnächst einziehen soll, in den vergangenen Jahren bergauf. Der Gewinn, der sich bereits 2017 verdoppelt hatte, schnellte 2018 abermals um knapp 50 Prozent auf 619 Milliarden Rubel (8.3 Milliarden Euro) hoch. Das EBITDA wurde schon 2017 um 13,8 Prozent auf den Rekordwert von 832 Mrd. Rubel gesteigert und stieg 2018 um weitere 34 Prozent auf 1,1 Billionen Rubel. Der Umsatz sprang – dank des gestiegenen Ölpreises und der Rubelabwertung – im Vorjahr um 35 Prozent auf acht Billionen Rubel.
Die Finanzkennzahlen hätten einen „historischen Gipfel“ erreicht, hat Konzernchef und Hauptaktionär Wagit Alekperow – laut neuem Forbes-Magazin mit geschätzt 20,7 Mrd. Dollar drittreichster Russe und weltweit auf Platz 47 - vor einiger Zeit erklärt.