4,6 Milliarden Euro waren ein äußerst verlockendes Angebot. Aktionäre der finnischen Atomic-Mutter ließen es sich nicht entgehen. Jetzt hat Amer Sports neue Eigentümer aus China. Und in Altenmarkt entstehen neue Jobs.
Vor zwei Jahren war die finnische Amer-Aktie um 20 Euro zu haben, vor einem Jahr um 25 Euro. Keine 29 Euro standen im September des Vorjahres auf dem Kurszettel, als erstmals Meldungen über eine mögliche Übernahme durch chinesische Investoren die Runde machten. Ein Kurssprung um 19 Prozent zeigte, dass Aktionäre einem Angebot aus China nicht abgeneigt wären. Diese kam schliesslich im Dezember, und es war mit 40 Euro je Aktie überaus großzügig. Schließlich wurde der finnische Sportartikelkonzern, zu dem der österreichische Skihersteller Atomic gehört, mit 4,6 Milliarden Euro bewertet. Einzige Bedingung der chinesischen Investorengruppe unter Führung von Anta Sports Products Ltd: 90 Prozent der Amer-Aktionäre müssen das Angebot annehmen. Die Frist ist heute ausgelaufen - und die Rechnung der Chinesen ging auf. 94,38 Prozent der Amer-Aktien wurden nach vorläufigen Daten angedient.
Endgültige Ergebnisse soll es am 12 März geben. Anta-Vorstandschef Ding Shizong zeigte sich in einer Mitteilung erfreut über die breite Unterstützung des Angebots. Er bedankte sich bei den Aktionären und der Amer-Führung, die dem Konzern einen weiteren Wachstumsschritt ermöglichten. Der Amer-Vorstand hatte bereits im Dezember die Annahme des Angebots empfohlen.
In einer Pflichtmitteilung an die Hongkonger Börse hatten die Chinesen schon Ende Februar bekannt gegeben, dass Anta Sports Products Ltd die für diesen Deal nötigen kartellrechtlichen Freigaben aus der EU, den USA, Kanada, der Türkei, Russland und auch aus Mexiko und Australien in der Tasche hat. Zur Bekanntgabe der vorläufigen Bilanz im Februar hatte das Käuferkonsortium die Erwartung geäußert, dass der Kauf der Aktien Ende März über die Bühne gehen soll.
Neben Anta sind bei der milliardenschweren Übernahme auch der chinesische Internetriese Tencent und der kanadische Milliardär Chip Wilson im Konsortium. Zum finnischen Sportartikelhersteller Amer Sports gehören neben Atomic unter anderem auch die Marken Salomon und Wilson.
Neue Jobs bei Atomic
Michael Schineis, früherer Chef des Altenmarkter Skiherstellers Atomic und nun Präsident für den Wintersport (außer Bekleidung) im Amer-Konzern, bezeichnet den Eigentümerwechsel im Mutterunernehmen Amer als "großen Meilenstein" in der Firmengeschichte. Für Atomic im Bundesland Salzburg werde die Übernahme kurz- bis mittelfristig keine Auswirkungen haben. "Es gibt zwar neue Eigentümer, aber Amer bleibt ein eigenständiges Unternehmen. Es wird keine Verschmelzung im operativen Bereich geben, aber natürlichen wollen wir Synergien ausnutzen", so der Manager. "Der Unterschied ist, dass wir statt rund 1000 Aktionären nur mehr vier Haupteigentümer haben, für die wir statt Dividende nun Rendite erwirtschaften."
Dem neuen Eigentümer sei der Strategieplan für die Jahre 2019 bis 2021 bekannt. Dieser sehe für Atomic in Altenmarkt für heuer und 2020 Investitionen in der Größenordnung von rund 20 Millionen Euro vor. Die Hälfte davon werde für die Erweiterung des Logistikzentrums aufgewendet. Weitere zehn Millionen Euro sollen in die Digitalisierung, in neue Produkte und in neue Anlagen fließen.
Angst vor einem Stellenabbau in Salzburg sei zurzeit unbegründet, sagte Schieneis. "Ganz im Gegenteil, wir bauen den Standort kontinuierlich aus, und das wissen die neuen Eigentümer." Alleine das neue Logistikcenter werde rund 50 neue Arbeitsplätze schaffen. "Wir hatten zum Glück zwei gute Winter und auch für heuer sind die Prognosen günstig."
Amer und Anta
Die Atomic-Mutter Amer hat im Vorjahr 2,68 Milliarden Euro umgesetzt und 142 Millionen Euro verdient. Heuer sollen die Analystenschätzungen zufolge die Erlöse um 200 Millionen Euro und der Gewinn um 20 Millionen Euro steigen. Für 2020 werden erstmals drei Milliarden Euro Umsatz und 200 Millionen Euro Gewinn erwartet.
Die rasch wachsende chinesische Anta Sports (Börsewert umgerechnet 14,6 Milliarden Euro) kam im Vorjahr bei 3,1 Milliarden Umsatz auf einen Gewinn von 526 Millionen Euro. Für heuer werden 3,8 Milliarden Euro Umsatz und 666 Millionen Euro Gewinn erwartet - die zugekaufte Atomic-Mutter nicht mitgerechnet.
Das Interesse an einer Übernahme der finnischen Firma Amer durch Anta kam auch daher, weil der chinesische Staat seine Firmen angewiesen hat, die Wintersportkompetenz auszubauen - finden doch 2022 die Olympischen Winterspiele in Peking statt. Atomic am Weltmarkt die Nummer eins bei Alpinski und die Nummer zwei bei Skischuhen. 2017 wurden rund 170 Millinen EUro umgesetzt.
(APA/red)