In seiner „Abenteuerlichen Reise durch mein Zimmer“ richtet Karl-Markus Gauß den Blick auf Gegenstände in seiner Wohnung, die Außenstehenden kaum bedeutsam erscheinen mögen, die aber davon erzählen, was ihm im Leben wichtig war und ist.
Die Konzentration auf den privaten Raum, die zwangsläufig mit einer Abkehr von der Welt einhergeht, diese hochgradige Hinwendung zum Ich hat Karl-Markus Gauß noch nie gefeiert. Dagegen hat er sich stets mit Energie und Ausdauer viel lieber einer Literatur zugewendet, die standhaft ihren eigenen Weg aus dem engen Raum des Vertrauten hinaus in noch ungesichertes Gelände gesucht hat, unbekümmert um den Beifall der gerade herrschenden Wertauffassungen. Etwa Albert Ehrenstein, dem Gauß sein erstes Buch gewidmet hat.
Sein jüngstes Buch aber knüpft schon mit dem Titel an ein Werk an, das gleich nach der Französischen Revolution, gleichsam als Protestschrift, entstanden und 1795 erschienen ist: „Voyage autour de ma chambre“, deutsch: „Die Reise um mein Zimmer“ von Xavier de Maistre. Der jüngere Bruder des Philosophen und Staatsmannes Joseph de Maistre, nach einem unerlaubten Duell in Turin 42 Tage lang zu einem Arrestaufenthalt im eigenen Haus verurteilt, hat diese Tage dazu genutzt, in 42 Kapiteln sein Zimmer zu beschreiben – und darüber hinaus allen „gefühlvollen und zarten Herzen“ darzulegen, was ihn, den Sohn einer aristokratischen Familie aus Savoyen, immer schon umgetrieben und bezaubert hat, in der Welt der Literatur, der Musik, der Kunst, im Verhalten der Menschen. Ähnlich wie Xavier de Maistre schaut sich nun Gauß zunächst einmal in seiner Wohnung um; worauf immer jedoch sein Blick fällt, er bleibt nicht lange hängen an den Dingen, an den Möbeln, an Bildern und Büchern, sondern schweift weiter hinaus in alle Himmelsrichtungen, über einzelne Gebäude der Stadt Salzburg zuallererst und bald über alle Landschaften, die den Autor dazu verlockt haben oder weiterhin dazu anstiften, sich darin umzusehen.