Nachsaison mit Pulloverwetter in Kitzbühel

Restaurant Sonnenrast im Skigebiet Kitzbühel
Restaurant Sonnenrast im Skigebiet KitzbühelTirol Werbung
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In Kitzbühel verkürzt sich eine Skisafari dann auf die Distanz zwischen Terrassen. Allerdings nicht für alle.

In der Nebensaison sitzen Skifahrer oft mehr herum, als dass sie Ski fahren. Mit dem Kopf gegen die Holzverschalung gelehnt, die Augen auf Halbmast, mit Skischuhen im Liegestuhl, die Ärmel des Skiunterleiberls nach oben gerollt. Zuerst mit etwas Röte im Gesicht, dann mit einem Teint, der Zuhausegebliebene zu einem leicht giftigen Unterton provoziert: Wie es denn in der Karibik war? Und dann war man doch nur in Kitzbühel. Wobei „nur“ natürlich eine Untertreibung ist und das in der Skiheimat verbrauchte Budget auch für einen Ausflug in die Tropen gereicht hätte.

Hütte, Hütte, Hütte

Den Kopf an die Hütte lehnen, das tut man in Kitzbühel an vielen Stellen, nach jedem zweiten Lift befindet sich Gastronomie. An manchen, den wenigen, die noch die einst charakteristische Pommes-Wolke umgibt, fährt man vorbei. Und die Einkehren, die einen musikalisch in Geiselhaft nehmen, lässt man auch links liegen, weil es viele und bessere Alternativen gibt. Oben auf dem Höhenrücken des Hahnenkamms, im Berghaus Tirol, trägt die Fassade Holzschindeln. Das Haus ist ein Zeitzeuge der 1920er, Maler, Architekt und Tourismusmarketing-Profi Alfons Walde hat es entworfen.

Gleich den Ehrenbachgraben hinunter steht die vermutlich nobelste Hütte im Skigebiet, das Jochberg und Pass Thurn sowie Kirchberg und Aschau einschließt. Im Berggasthof Sonnbühel gibt es Champagner, Meeresfisch, Gäste in teuren Skianzügen. Die Melkalm einige Meter weiter hinunter gibt es auch schon lang, ein gestandenes Gasthaus. Hier schaut man von der Terrasse auf den schön steilen Hang des Steinbergkogels hinüber und erfreut sich der guten Küche. Weil das Skigebiet seit ewig existiert – die Hahnenkammbahn wurde 1929 errichtet –, kommt man an mehreren Generationen von Berggastronomie vorbei: An riesigen Anlagen wie am Pengelstein, an Alm-Lounges mit Partyprogramm wie auf der Resterhöhe, an Hütten, in denen sich vor allem die Einheimischen treffen und das nicht groß weitersagen. An Orten, wo man sich zeigt. An Kunststoff brutal und Loden fein, an altem und neuem Altholz, an Industriestamperln und hauchdünnen Weingläsern, an Objekten mit vorgelagerten Chalets und Häusern mit einfachen Zimmern unterm Dach.

An Pionieren wie der Seidlalm: Hier oben ist Hansi Hinterseer aufgewachsen und hat die Streif wohl als Schulweg genommen. An Erneuerern wie der Bärenbadalm am Bärenbadkogel in Jochberg, einer Hütte mit drei Dachgiebeln, die älter aussieht, als sie ist: Diese neuere Hüttenliga, zu ihr gehört etwa auch eine Toni Alm (Pass Thurn), bricht mit der üblichen Folklore, es gibt Steak vom heimischen Rind statt Germknödel vom Gastrogroßmarkt. Und auch an Beständigen zischt man nicht vorbei, sondern springt aus der Bindung: In einem Gasthaus wie am Steinbergkogel wurden Skifahrer auch damals bedient, als es modern wurde, sich durch SB-Hallen zu stauen.

Piste, Piste, Piste

Wenn alle vor der Hütte sitzen, hat das Vorteile für die Sportlichen: Die Piste ist frei. Wenn die dann so lang und leer daliegt, dürfen die Kurven breiter werden – wozu hat man Renncarver? Und während die Faulen in der Sonne sich schon ein bisschen vor der Talfahrt durch den sulzigen, zusammengefahrenen Schnee fürchten, schätzen die Fleißigen genau das. Wozu hat man denn Freerideskier? Nicht selten liegen diese langen, leeren Abfahrten aber gar nicht so sehr im größten Hütteneinzugsgebiet: Hinunter nach Aschau führt eine lange Abfahrt, eine Skiroute, die schon deswegen nicht so frequentiert ist, weil man unten den Bus braucht, um Richtung Kirchberg retour zu kommen.

Auch die Abfahrt in den Pinzgau ist nicht zu verachten. Die Piste heißt wie das alte Berghotel an der Straße: Breitmoos, eine sonnige Strecke für die Mittagszeit, mit dem Großvenediger gegenüber. Unweit davon bietet der Zweitausender (ja, viel höher sind die Kitzbüheler Grasberge nicht) mit der gleichnamigen Piste ein anspruchsvolles Gefälle. Und wenn man heim ins Tal muss, ist nicht etwa die Streif (eisig, schattig) die lässigste Variante, sondern Pengelstein Süd und Giggling. Und die Asten, die am urigen Gasthaus Einsiedelei vorbeiführt.

Stadt, See, Stadt

Schneegenuss in der Sonne geht in Kitzbühel natürlich auch anders: Man bleibt gleich am Boden und lässt sich am Schwarzsee aufs Haupt scheinen, auf der Umrundung liegen nicht weniger als drei Lokale. Das ergibt einen lauschigen Nachmittag. Man könnte freilich auch weiter Winterwandern: Vormittags von Jochbergwald zur Trattenbachalm (weil im Osten), mittags auf der Bichlalm (wo man mit dem Gasthaus Bichlalm und Rosi's Sonnbergstuben grundversorgt ist). Oder von Reith zum See und weiter.

IM SCHNEE, AN DER SONNE

Ob der Spaziergang durch die Stadt Kitzbühel als Winterwanderung durchgeht, sei dahingestellt. Aber man wandert lang, all die Pausen eingerechnet, die man vor den Auslagen der Immobilienmakler (eine der höchsten Dichten bundesweit) und der Luxuslabels (international), der tradierten Exklusiv-Hersteller (Prader, Frauenschuh) und den vielen Lokalen stehen bleibt. Dann macht man zwischen Hahnenkammstraße und Gries, Vorder- und Hinterstadt vielleicht nicht so viele Meter wie Minuten. Hauptsache, die Sonne scheint.Skifahren: KitzSki war 2018 zum fünften Mal in Folge „World's Best Ski Resort Company“ (Oscar der Skibranche). Skitickets auch über Webshop erwerbbar. Aktionen, z.B. fahren Kinder heute und am 23.3. gratis. www.kitzski.at

Einkehren: Im Skigebiet, zu dem auch das Kitzbüheler Horn und die Skirouten auf der Bichlalm gehören, befinden sich mehr als 60 Skihütten, von urig bis lässig, von pragmatisch bis nobel.

Winterwandern: z. B. rund um den Schwarzsee, im Jochbergwald zur Trattenbachalm, in Aurach zur Kelchalm (Rodelmöglichkeit), am Horn und am Hahnenkamm, www.kitzbuehel.com.

Kitzbühel Lodge: www.kitzbuehel-lodge.cc, www.kitzbuehel.cc.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2019)

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