Das Salzburger Augustiner Bräu produziert dieser Tage sein Fastenbier – eine modernere Interpretation einstiger Tricks. Ansonsten setzt man in der Brauerei aber auf Tradition – mit teils über hundert Jahre alten Maschinen.
Spätestens, wenn man das Sudhaus betritt, hat man den Duft in der Nase: Es riecht eindeutig nach Brot. Dort, wo aus kupfernen Hähnen eine dampfende, goldgelbe Flüssigkeit sprudelt, die demnächst zu Bier wird, kann man wohl am besten nachvollziehen, wie die Mönche einst auf die Idee kamen, das Gebräu sozusagen als flüssige Nahrung zu nutzen.
Denn „Liquida non frangunt ieunum: Flüssiges bricht das Fasten nicht.“ Bier war damit einer von zahlreichen Tricks der Ordensmänner, um die Fastenzeit ohne Regelbruch zu überstehen. „In der Fastenzeit hat man häufig sechs Tage die Woche gar nichts gegessen“, sagt Johann Höplinger, Braumeister im Augustiner Bräu, das sich an den Salzburger Mönchsberg schmiegt. Damit man trotz des vorgeschriebenen Verzichts zu Kraft kam, wurde in der Fastenzeit ein spezielles Bier hergestellt, das besonders gehaltvoll war. Ein Getränk, das mit der lockereren Handhabung der Fastenzeit an Bedeutung verlor. Und das das Augustiner Bräu, das bis heute zur Hälfte in klösterlichem Besitz ist – die Geschäfte führt der emeritierte Abt der Benediktiner von Michaelbeuern, Nicolaus Wagner –, als erste österreichische Brauerei vor inzwischen rund 30 Jahren wieder aufleben ließ, wie Höplinger erzählt. Freilich in einer moderneren Variante.