Pröll erzählt von "heftigen Verwerfungen" mit Kanzler Kurz

Ex-Landeshauptmann Pröll (hier auf einem Archivfoto) fühlt sich nur seinem Gewissen verpflichtet.
Ex-Landeshauptmann Pröll (hier auf einem Archivfoto) fühlt sich nur seinem Gewissen verpflichtet. APA/HERBERT PFARRHOFER
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"Es geht nicht, dass du schweigst": Nach seinem Ausstieg hat sich Niederösterreichs Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll mit politischen Äußerungen zurückgehalten. Nun brach er sein Schweigen.

Erwin Pröll war mehr als 25 Jahre lang Landeshauptmann von Niederösterreich. Vor zwei Jahren zog er sich aus der Politik zurück. Pröll gehörte zu den einflussreichsten Politikern der ÖVP. Lange Zeit hat er sich mit politischen Äußerungen zurückgehalten. Nun bricht er sein Schweigen. Am Sonntag trat Pröll mit Autor Peter Turrini im Theater in der Josefstadt auf. Denn Pröll und Turrini haben gemeinsam ein Buch veröffentlicht mit dem Titel "Zwei Lebenswege. Eine Debatte".

Im Theater in der Josefstadt berichtete Pröll von seinem teilweise angespannten Verhältnis zu Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Wie die "Kleine Zeitung" am Montag berichtet, sprach Pröll dort von "heftigen Verwerfungen" im Zusammenhang mit der Liederbuchaffäre um den niederösterreichischen FPÖ-Politiker Udo Landbauer. Pröll hatte sich damals erwartet, dass Kurz in einer so sensiblen Causa Stellung bezieht. Dies sei Aufgabe des Regierungschefs, so Pröll laut dem Bericht.

"Nur eine Instanz, der ich mich verpflichtet fühle"

Nachdem Pröll den Kanzler vor einem Jahr in der Causa Landbauer öffentlich zu einer Stellungnahme aufgefordert hat, passierte Folgendes, wie am Sonntag zu hören war: Laut Pröll habe ihn der Kanzler angerufen. In dem Telefonat soll Kurz gemeint haben, Pröll möge sich künftig mit Äußerungen in der Öffentlichkeit zurückhalten. Doch das lehnte der Ex-Landeschef ab: „Es gibt nur eine Instanz, der ich mich verpflichtet fühle: Das ist mein Gewissen."

Dann herrschte ein halbes Jahr Funkstille zwischen Pröll und Kanzler Kurz. Schließlich soll es ein klärendes Mittagessen gegeben haben, erzählte Pröll am Sonntag. Hier sollen sie wieder eine Gesprächsbasis gefunden haben. Doch diese Gesprächsbasis sei zu Jahresbeginn neuerlich auf eine Probe gestellt worden. Diesmal ging es um die Attacken der FPÖ auf die Caritas. Pröll sagte zu Kurz: „Es geht nicht, dass du schweigst. Das kann man nicht durch Schweigen wegbringen. Mit einer solchen Institution geht man nicht so um." Nach einigen Tagen hat Kurz dann doch Stellung bezogen. 

Generell halte er, so Pröll, den Kanzler für "eines der größten politischen Talente." Er sehe es aber wie einer seiner Vorgänger, Andreas Maurer, der einmal meinte: "Talent ist ungemein wichtig, aber du brauchst auch Erfahrung, um ein guter Politiker zu sein." 

>>> Bericht der "Kleinen Zeitung"

(Red./höll)

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