Weniger neue Bausparverträge

Die Begeisterung für Bausparen war schon einmal höher.
Die Begeisterung für Bausparen war schon einmal höher. (c) APA/BARBARA GINDL
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Seit Kurzem kann man Bauspardarlehen in Höhe von 220.000 Euro (statt bisher 180.000) aufnehmen.

Wien. In der Theorie ist Bausparen eine der liebsten Anlageformen der Österreicher. Ein Drittel hält diese Sparform für attraktiv, wie eine GfK-Umfrage zeigt. Für noch interessantere Geldanlageformen halten die Österreicher nur Eigenheime und Grundstücke. Gold, Sparbücher, Fonds oder Aktien folgen weit abgeschlagen.

In der Praxis war die Begeisterung für Bausparen schon einmal höher. Im Vorjahr wurden 606.712 Neuverträge abgeschlossen, wie das Arbeitsforum österreichischer Bausparkassen bekannt gab. Vor fünf Jahren waren es noch mehr als 900.000. „Wenn ein Bausparvertrag abläuft, rennen die Kunden nicht mehr gleich los und schließen einen neuen ab“, sagt S-Bausparkassen-Chef Thomas Köck. Die Zahl der Bausparkonten insgesamt ging ebenfalls zurück, und zwar um vier Prozent auf 4.365.167. Vor fünf Jahren hatten noch mehr als fünf Millionen Österreicher einen Bausparvertrag.

Bis zu 18 Euro Prämie

Neu ist, dass diesmal auch das Volumen der Bauspareinlagen auf diesen Konten gesunken ist, und zwar um ein Prozent auf 20,32 Mrd. Euro. Das ist ein Fünfjahrestief. Angesichts der niedrigen Zinsen und der vor einigen Jahren halbierten staatlichen Prämie – sie liegt bei 1,5 Prozent der Einzahlungen, maximal aber 18 Euro pro Jahr – hat der Zuspruch zu dieser Sparform merklich nachgelassen.

Die Idee beim Bausparen ist, dass man sechs Jahre lang Geld spart und dann ein Bauspardarlehen zum Bau oder Kauf eines Eigenheims aufnimmt, von dem das angesparte Kapital abgezogen wird. Viele Sparer nützen ihr Kapital jedoch für andere Zwecke. Das ist grundsätzlich möglich; zweckgebunden sind nur Bauspardarlehen. Angesichts der niedrigen Zinsen finden jedoch viele Immobilienkäufer Alternativen zu den Bauspardarlehen. Deren Vorteil (eine kostenlose Zinsobergrenze) wirkt im gegenwärtigen Umfeld hingegen wenig attraktiv. Die Finanzierungsleistung der vier Bausparkassen (Raiffeisen Bausparkasse, S-Bausparkasse, Start-Bausparkasse und Bausparkasse Wüstenrot) ist im Vorjahr ebenfalls zurückgegangen, und zwar von drei Mrd. Euro auf 2,7 Mrd. Euro.

220.000 Euro ausleihen

Ein Grund seien aber auch Änderungen im großvolumigen Wohnbaugeschäft, das von der S-Bausparkasse in deren Mutter, Erste Bank, übertragen wurde, stellte Köck fest. „Im Kerngeschäft bei den Privaten sind wir gut unterwegs.“ Die Ausleihungen in Summe sind leicht gestiegen, und zwar auf 18,97 Milliarden Euro.

Bei den Finanzierungen hoffen die Anbieter auf eine Trendwende, da die Finanzmarktaufsicht den maximal auszahlbaren Betrag im Februar von 180.000 auf 220.000 Euro (bzw. für Paare von 360.000 auf 440.000 Euro) angehoben hat. „Nach wie vor ist das Finanzierungsgeschäft das Kerngeschäft der Bausparkassen“, sagte Wüstenrot-Chefin Susanne Riess.

Das Ansparen ist im Bausparvertrag Voraussetzung, um ein Darlehen in Anspruch zu nehmen, allerdings sind auch Zwischendarlehen möglich, wenn man die Ansparphase nicht erfüllt hat. (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2019)

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