Verunglückte Ärzte wollten Urlaub auf Sansibar machen

Unglücksstelle der Boeing 737, rund 60 Kilometer von der äthiopischen Hauptstadt entfernt.
Unglücksstelle der Boeing 737, rund 60 Kilometer von der äthiopischen Hauptstadt entfernt.APA/AFP/MICHAEL TEWELDE
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Beim Absturz von Flug 302 der Ethiopian Airlines starben drei junge Österreicher. Viele Passagiere wollten zu einer UN-Konferenz.

Wien. Sie waren unterwegs auf die Urlaubsinsel Sansibar, wo sie gemeinsam eine unbeschwerte Auszeit verbringen wollten: Drei junge Ärzte aus Kärnten, Niederösterreich und Oberösterreich sind unter den 157 Menschen, die sich an Bord von Flug 302 der Ethiopian Airlines mit dem Ziel Nairobi befanden. Sechs Minuten nach dem Start auf dem Bole International Airport in der äthiopischen Hauptstadt, Addis Abeba, stürzte die Boeing 737 Max 8 ab, keiner der Passagiere überlebte.

Die drei Freunde, die sich beim Medizinstudium in Wien kennengelernt hatten, wollten in Nairobi in ihren Anschlussflug umsteigen. Erste Angaben des Außenministeriums, wonach die drei vorhatten, auf Sansibar möglicherweise „medizinisch zu arbeiten“, erwiesen sich als nicht korrekt, wie „Die Presse“ erfuhr. Die Insel östlich von Tansania war ihr Urlaubsziel.

Der 30 Jahre alte Kärntner stand kurz vor dem Abschluss seiner siebenjährige Facharztausbildung zum Gastroenterologen am Wiener AKH. In einer Aussendung lobt die Med-Uni Wien den jungen Arzt als „hervorragenden Wissenschaftler“, der sich auf dem Gebiet der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Zöliakie auf nationaler als auch internationaler Ebene einen guten Ruf erarbeitet hat. Sein Freund aus Niederösterreich war am Landeskrankenhaus Steyr tätig. Erst im Herbst des vergangenen Jahres hatte der 31-Jährige dort eine Facharztausbildung begonnen. Beim dritten Arzt handelt es sich um einen ebenfalls 31 Jahre alten Oberösterreicher, der am Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern in Linz tätig war. In den drei Krankenhäusern herrschte nach dem Unfall tiefe Bestürzung. Die Spitäler hatten schwarze Fahnen aufgezogen. Kollegen beschrieben die drei Jungärzte als engagiert und bestens in den jeweiligen Teams integriert. Mehr wollte aber keines der Spitäler aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen bekannt geben.

Trauer um Pfarrer aus St. Ruprecht

Auch in der Kärntner Gemeinde St. Ruprecht herrscht Trauer: Ein Pfarrer der dortigen evangelischen Gemeinde ist unter den Opfern des Flugzeugabsturzes. Der deutsche Staatsbürger war seit 19 Jahren Pfarrer in Kärnten. Der 51-Jährige, dreifacher Familienvater, war unterwegs zu einer am Montag beginnenden UN-Konferenz in Nairobi.

Diese Konferenz des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) in der kenianischen Hauptstadt, Nairobi, hatten viele der Passagiere des Unglücksflugs zum Ziel: 22 Mitarbeiter der UNO sind unter den Toten. Sie waren für verschiedene UN-Organisationen tätig und wollten in Nairobi, dem UNEP–Hauptsitz, über ihre Arbeit berichten. Am UNEP-Gebäude waren die Flaggen auf Halbmast, die Konferenz startete mit einer Schweigeminute.

Aber auch Mitarbeiter anderer internationaler Organisationen oder NGOs, die an dem viertägigen Treffen teilnehmen wollten, hatten den Flug ET 302 genommen: eine junge Deutsche etwa von der Internationalen Organisation für Migration oder eine 24-jährige Meeresbiologin aus Kanada, die in Nairobi eine Umwelt-NGO vertreten wollte. Eine Expertin für Tourismus in die Polarregionen hätte bei der Konferenz über die Auswirkungen von Plastikmüll auf die Arktis sprechen sollen – auch sie ist unter den Toten. Insgesamt befanden sich unter den 157 Menschen an Bord 33 Nationalitäten: Kenianer, Kanadier, Äthiopier, US-Amerikaner, Briten, Franzosen, Schweden, Spanier, Deutsche, Polen. Schweden.

Flug knapp verpasst

Und es gibt auch die Erzählungen jener, die sich zunächst über den verpassten Flug ärgerten und dann erleichtert waren: Der Grieche Antonis Mavropoulos hätte für eine NGO an der Konferenz in Nairobi teilnehmen sollen, war in Addis Abeba aber zu spät dran und versäumte den Flug. „Diese Nachricht hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen“, schreibt er in sozialen Medien. „Ich hätte der 150. Passagier sein sollen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2019)

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