VW setzt auf E-Autos und spart ein

VW-Vorstandschef Diess (r.) mit Finanzvorstand Witter gestern in Wolfsburg.
VW-Vorstandschef Diess (r.) mit Finanzvorstand Witter gestern in Wolfsburg. (c) APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Der Volkswagen-Konzern will bis 2029 fast 70 verschiedene Elektroautos anbieten. Mit dem Wandel geht ein Stellenabbau einher, mehr als 20.000 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Wolfsburg/Wien. Volkswagen forciert den Umstieg in die Elektromobilität schon, bevor er richtig begonnen hat. Der deutsche Autokonzern kündigte am Dienstag an, binnen zehn Jahren 22 Millionen batteriegetriebene Fahrzeuge auf den neuen Elektroplattformen bauen zu wollen – um sieben Millionen mehr als bisher schon in Aussicht gestellt.

Die Zahl der in diesem Zeitraum geplanten neuen E-Modelle steigt von bisher angekündigten 50 auf fast 70 Modelle. VW will sich nach der selbst verursachten Dieselkrise an die Spitze der Anbieter elektrischer Fahrzeuge setzen und bis zum Jahr 2050 CO2-neutral werden. Das reicht den Angaben zufolge von der Fahrzeugflotte bis hin zur Verwaltung.

Der Konzern investiert bis 2023 mehr als 30 Mrd. Euro in die Elektromobilität. Einschließlich Ausgaben für die Digitalisierung, die Entwicklung neuer Mobilitätsdienste und selbstfahrende Autos sind es knapp 44 Mrd. Euro.

Der Anteil der Elektroautos an der Flotte soll bis 2030 auf mindestens 40 Prozent steigen. Der Startschuss für die Elektro-Offensive fällt im laufenden Jahr. Den Anfang macht der ID, der bisher unter dem Arbeitstitel Neo bekannt ist und Ende des Jahres in Zwickau vom Band läuft.

Um auch auf dem Zukunftsfeld selbstfahrender Autos mitzumischen, verhandelt VW über eine Ausweitung seiner Allianz mit dem US-Autobauer Ford. Der größte europäische Autokonzern und die Nummer zwei in den USA hatten bereits zu Jahresanfang eine Zusammenarbeit bei Transportern und Pick-ups vereinbart.

Der radikale Schwenk in die E-Mobilität geht einher mit einem schärferen Spardruck. Da beim Bau von E-Autos weniger Arbeit anfällt, will VW weiter Personal abbauen. Zusätzlich zu den bereits mit dem Betriebsrat vereinbarten 14.000 Stellen bis 2020 sollen in Emden und Hannover beim Umbau zu Elektrostandorten 7000 Jobs wegfallen. Weitere 5000 bis 7000 Arbeitsplätze könnten Insidern zufolge in der Verwaltung gestrichen werden.

Die Abbaupläne sorgen für Unruhe in der Belegschaft und haben den Betriebsrat auf den Plan gerufen. Für zusätzlichen Zündstoff sorgte Kritik von Miteigner Wolfgang Porsche an verkrusteten Strukturen bei VW und Audi, für die er die Arbeitnehmervertretung mitverantwortlich machte. Im Gegenzug warf Betriebsratschef Bernd Osterloh dem Management massive Fehler bei der Umstellung auf den schärferen Abgasmesszyklus WLTP vor. Laut „Spiegel“, der sich auf interne Berechnungen der Arbeitnehmer berief, haben Verspätungen und Lieferengpässe im Zusammenhang mit dem neuen Abgas-Testverfahren den Konzern 2018 bis zu 3,6 Mrd. Euro gekostet. VW selbst war bisher von einer Milliarde ausgegangen.

10,8 Mio. ausgelieferte Autos

2018 steigerte Volkswagen das operative Ergebnis trotz der Turbulenzen um den neuen Abgasmesszyklus von 13,8 auf 13,9 Mrd. Euro. Weltweit wurden 10,8 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert – ein Plus von 0,9 Prozent und neuer Rekordwert. Der Umsatz stieg um 6,3 Milliarden Euro auf 235,8 Milliarden Euro.

Die guten Ergebnisse machen sich auch im Geldbeutel von Vorstandschef Herbert Diess bemerkbar. Er erhielt 2018 insgesamt knapp 8,5 Millionen Euro an Festgehalt, variablen Vergütungen und Langzeitboni. Damit lag Diess im oberen Mittelfeld der Chefs deutscher DAX-Konzerne. Spitzenverdiener war Allianz-Chef Oliver Bäte mit etwas mehr als zehn Mio. Euro, gefolgt von SAP-Vorstandschef Bill McDermott mit rund 9,8 Mio. Euro. Daimler-Chef Dieter Zetsche kam auf knapp sechs Mio. Euro. (red/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2019)

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