Entweder die Kinder basteln einen neuen Planeten aus Pappmaché . . .

. . . oder sie zwingen die Politik, endlich gegen die Erderwärmung tätig zu werden. Am Freitag streiken Schüler und Schülerinnen auf der ganzen Welt. Gut so!

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"Wir sind hungrig!", riefen die Arbeiter, die die Steine zu den Königsgräbern schleppen mussten, und legten ihre Arbeit nieder. Achtzehn Tage lang war ihnen der versprochene Lohn in Form von Getreiderationen vorenthalten worden. Sie konnten einfach nicht mehr. Es war, im 29. Regierungsjahr des Pharaos Ramses III., der erste bekannte Streik der Menschheitsgeschichte. Der Hofschreiber Amun-Nechet hielt das Ereignis für die Nachwelt auf einem Papyrus fest.

Ein Streik ist eine kollektive Arbeitsverweigerung, um eigene Interessen durchzusetzen: „Wir wollen etwas, und wir verweigern so lang unsere Pflichten, bis wir es bekommen.“ Selbstverständlich sind Streikende fest davon überzeugt, dass ihre Forderung legitim ist. Sogar: dass die Durchsetzung ihres Eigeninteresses im Sinn der Allgemeinheit ist. Wer hätte die Pyramiden denn gebaut, wären die ägyptischen Arbeiter alle verhungert? Und wer würde heute all die Produkte kaufen, die die Industrie massenhaft erzeugt, hätte man die Industriearbeiter dauerhaft im Elend darben lassen? Selbstverständlich hat ein Streik immer mit einem Machtgefälle zu tun. Die Pyramidenarbeiter konnten sich ihren Pharao nicht aussuchen. Die Industriearbeiter des 19. Jahrhunderts durften ihre Regierungen nicht wählen, genauso wenig wie heute die Minderjährigen. Die Durchsetzung ihrer Interessen auf demokratischem Weg – durch Wahlen, Verhandlungen, Überzeugungsarbeit – fällt also aus. Das Einzige, was den Streikenden ihre Macht verleiht, ist ihre Masse. Es müssen so viele sein, die ihre Arbeit niederlegen, dass es den Mächtigen wehtut. Logisch daher, dass ein echter Streik ohne Billigung von oben auskommen muss.

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