Limousinen für Nordkorea: Wie Kim Sanktionen umgeht

Kim Jong-un in einer Mercedes-Limousine.
Kim Jong-un in einer Mercedes-Limousine.imago
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Laut Bericht exportiert Pjöngjang Öl und Kohle.

New York. Rolls-Royce, Mercedes-Benz, Lexus: „Die Nordkoreaner beschaffen sich, was sie wollen“, klagt der Koordinator des Expertenkomitees zur Überwachung der UNO-Sanktionen, Hugh Griffiths. Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, hatte im Oktober für Aufsehen gesorgt, als er zu einem Treffen mit US-Außenminister Mike Pompeo in Pjöngjang mit einem neuen Rolls-Royce Phantom vorfuhr. Beim Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in Singapur hatte die nordkoreanische Delegation eine ganze Flotte von Mercedes-Limousinen ohne Nummernschilder. Bei einem Korea-Gipfel im September in Pjöngjang nutzten nordkoreanische Vertreter Autos der Toyota-Luxusmarke Lexus.

Die teuren Autos riefen die UN-Sanktionswächter auf den Plan: Der Diktator zeigte aller Welt, wie sehr er auf die internationalen Sanktionen pfeift. „Man macht sich nicht über Sanktionen lustig“, so Griffiths pikiert.

Wie professionell Kim internationale Sanktionen wegen seines Atom- und Raketenprogrammes umgeht, wurde auch heuer dokumentiert: Am Dienstag veröffentlichte das Expertenkomitee zu Nordkorea seinen jährlichen Bericht. Demnach exportiert Pjöngjang trotz der internationalen Strafmaßnahmen ungestört Kohle, Petroleum und Öl – zu einem großen Teil nach China. Die Güter werden auf hoher See von einem Frachtschiff auf ein anderes umgeladen. „Es ist verrückt, was in internationalen Gewässern passiert“, sagte Griffith. „Es herrscht Anarchie.“

Kooperation mit Banken

Das Regime kann offenbar auch auf die Unterstützung internationaler Banken zählen. So wird im Bericht dokumentiert, wie Transaktionen in der Höhe von mehr als 500.000 Dollar über ein New Yorker Bankkonto bei JPMorgan Chase & Co. abgewickelt wurde.

Pjöngjang habe zudem durch ausländische Vermittler versucht, Waffen an Rebellengruppen in Libyen, im Jemen oder Sudan zu verkaufen, heißt es. Außerdem seien das Nuklear- und das Raketenprogramm des Landes trotz internationaler Anstrengungen „weiterhin intakt“. (APA, red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2019)

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