Die Trends der Tourismus-Börse Berlin

Eröffnungsfeier: Showprogramm des Partnerlandes Malaysia
Eröffnungsfeier: Showprogramm des Partnerlandes MalaysiaITB Berlin 2019
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Naturparks, Entschleunigung und Medizintourismus - Die ITB ist der Barometer für Reisetrends und Plattform für unzählige Länder und Anbieter für zum Teil Ausgefallenes.

Der Tourismus boomt, nach Erkenntnissen des „World Travel Monitor“ von IPK International hat er mit 1,4 Milliarden Auslandsreisen – ein Plus von 5,5 Prozent – 2018 die Weltwirtschaft abgehängt (3,7 Prozent). Auch für 2019 stehen die Zeichen auf Wachstum, wenn auch verhaltener. Immerhin planen laut „Ruefa Reisekompass“ 88 Prozent der Österreicher heuer zu verreisen. Ein Trendziel ist und bleibt Nordamerika. Geschäftsführer Tilo Krause-Dünow vom Spezialveranstalter für Kanada und die USA – Canusa: „Das politische Leben hat sich vom Tourismus total abgekoppelt. Die Geschehnisse in Washington haben nichts an der Attraktivität der Staaten geändert. Im Fokus steht die Natur – allen voran in den Nationalparks.“ Der Experte schätzt aber, dass die Flugpreise ansteigen werden, sollte sich der Ölpreis bei 70 Dollar pro Barrel einpendeln.

Nach der Aussage des türkischen Innenministers, dass auch Urlauber bei Einreise in die Türkei festgenommen werden könnten, rudert der Tourismusminister vor Journalisten auf der ITB zurück: „Alles ein Missverständnis!“ Trotzdem spricht das BMEIA in Wien eine partielle Warnung vor Reisen in die Türkei aus. Auf Medizintourismus setzt Malaysia als Partnerland der ITB. Ob Zahnimplantate, Augen-OPs oder kosmetische Chirurgie – in Malaysia soll alles weit günstiger sein als selbst anderswo in Asien. So günstig, dass sich selbst die weite Anreise lohnt. Während Indien inzwischen die Einreise per E-Visum über 24 Flug- und drei Häfen anbietet, stellt Sri Lanka seinen Besuchern die kostenfreie Einreise in Aussicht. Ab 1. April entfällt dort die Visumgebühr für Europäer. Die neue Incredible India App begleitet Reisende durch den Subkontinent. Etwa durch Rajasthan auf den Spuren indischer Fürsten (Gebeco), wo die Kleingruppe auf Tigersafari geht, Ballon fährt, im Maharaja-Palast nächtigt, im Oldtimer durch Udaipur fährt und mit Glück einen echten Maharaja trifft.

Sterne schauen in der Wüste

Eine kleine Sensation ist der erste gemeinsame Katalog von Hlitoa, dem Verband der palästinensischen Reiseagenturen für Palästina, Israel und Jordanien. Im Winter öffnet sich die spirituelle Oase Nabi Musa bei Jericho, eine Gedenkstätte des gleichnamigen Propheten, für Besucher. Geplant sind Kamelritte, Jeepsafaris, Hiken, Yoga und Sterne schauen (universaltouristagency.com). Ohnehin haben sich viele Regionen Entschleunigung aufs Banner geschrieben. „The Quiet by the River“ heißt das neue Ayurveda-Resort der CGH-Earth-Hotels auf einer unbewohnten Insel im Periyar-Fluss in Kerala. Zum Naturerlebnis gehören Elefantenbeobachtung und Essen am Feuer. Der höchste frei fallende Wasserfall der Welt stürzt in Guyana über eine scharfe Felskante. Die Kaieteur-Falls sind mit 482 Metern knapp fünfmal so hoch wie die Niagarafälle. In der Lodge beamt das ständige Rauschen Gäste in den Schlaf.

Dass ausgerechnet ein Wasserpark, in dem Tiere gehalten werden, sich pro Tierwohl einsetzt, ist ungewöhnlich. Genau das tut aber Seaworlds Parks and Entertainment in den USA. 34.000 verwaiste, kranke und verletzte Tiere hat Seaworld Rescue gerettet, darunter 16 Meeresschildkröten, die sich in die kalten Gewässer „verschwommen“ hatten und später in Florida wieder ausgesetzt wurden. Natur steht im Fokus vieler Urlaubswünsche. Hautnahe Begegnung mit Berggorillas, Schimpansen und weiteren Primaten, die in den Nationalparks leben, verspricht eine Reise nach Ruanda. Drei unerschlossene Inseln auf einem Korallenriff der Cook Islands öffnen sich jetzt für Gäste. Das Highlight: Tauchen nach schwarzen Perlen auf Unterwasserfarmen (airaro.com). Ein Naturspektakel, das selbst den Tiger im Film „Leben des Pi“ zum Staunen brachte, rollt sich in den drei Bio Bays auf Puerto Rico ab: Mikroorganismen bringen das Meer in der Nacht zum Funkeln. Auf Glasbodenbooten lässt sich das Wunder am besten betrachten.

So vielfältig die Reisewelt, so unterschiedlich auch ihre Unterkünfte: 100.000 Dollar kosten die 20 Villen pro Nacht auf der unbewohnten Privatinsel Banwa auf Palau (Südsee). Unter Wasser können die Gäste des Hotels The Muraka des Conrad-Maldives-Rangali-Island-Resorts schlafen. In fünf Metern Tiefe fühlen sie sich wie Fische im Aquarium. Im Gegensatz zu den Megaresorts in Mexiko hat das Kasa Hotel Parota Tulum an der Riviera Maya nur 40 Zimmer. Es liegt mitten in Mangrovenwäldern unweit des Biosphärenreservats Sian Ka'an mit dem längsten Unterwasserhöhlensystem der Welt. Ein internationales Wellness-Festival findet vom 3. bis 5. Mai erstmalig im Heritage Hotel Bel Ombre auf Mauritius statt (mauritiuswellnessfestival.com). Nervenkitzel ist für manche Reisemotiv. Wie in New York, wo 2020 in Manhattans neuem Stadtviertel Hudson Yards die Aussichtsplattform Edge eröffnet wird. Auf 335 Metern ragt sie aus dem Wolkenkratzer 30 Hudson Yards. Durch den Glasboden können Nervenstarke in die Tiefe schauen.

ITB

Die ITB (Internationale Tourismus-Börse) findet jeden März in Berlin statt. Die weltgrößte Reisemesse verteilt sich auf eine kaum zu bewältigende Fläche, heuer kamen mehr als 160.000 Besu- cher. Rund 10.000 ausstellende Unter- nehmen aus 181 Ländern und Regionen waren vertreten. Beim ITB-Kongress wurden brennende Themen wie Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit, zukunftsorientier- te Verkehrssysteme, Overtourism, der Wandel von Kundenansprüchen sowie Travel Technology bearbeitet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2019)

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