Event-Locations: Für ein paar Stunden in die Wiener Brotfabrik

Das Lilo's auf dem Gelände der Brotfabrik. Solche Locations können auch kurzfristig gebucht werden, wofür eine Vermittlungsprovision fällig wird.
Das Lilo's auf dem Gelände der Brotfabrik. Solche Locations können auch kurzfristig gebucht werden, wofür eine Vermittlungsprovision fällig wird. (c) Bespaced
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Die neue Internetplattform Bespaced macht sich das Airbnb-Konzept für Business-Events zunutze. Vermieter können damit die Leerstände ihrer Räumlichkeiten reduzieren.

Eine Geschäftsbesprechung auf der Terrasse eines coolen Loft im Industrial-Chic-Design mit Blick über Wien? Klingt nicht schlecht. Doch die Suche nach der perfekten Location für ein Business-Event gleicht oft einer Odyssee – vor allem, wenn man etwas Ausgefallenes finden will. Diese Erfahrung musste auch Tatiana Chapovalova machen, als sie vor einigen Jahren einen geeigneten Rahmen für einen Firmenworkshop suchte.

Marktlücke geschlossen

Für Chapovalova war es ein Glücksfall, denn daraus ergab sich eine Geschäftsidee: Die gebürtige Russin, die in Düsseldorf lebt, gründete ihr eigenes Start-up und nannte es Bespaced. Firmen oder Institutionen können auf der Internetplattform (www.bespaced.com) nicht selbst benötigte Räumlichkeiten zur stundenweisen Nutzung anbieten, gebucht werden kann per Mausklick. Bisher nur in Deutschland, seit Ende Jänner auch in Wien. „Damit haben wir eine Marktlücke geschlossen“, verweist Chapovalova auf einige Innovationspreise, die sie mit ihrem Projekt in Deutschland, wo Bespaced vor knapp eineinhalb Jahren gestartet ist, eingeheimst hat. „In Wien, wo es viele kreative Initiativen gibt, die Räume für Veranstaltungen suchen, haben wir schon rund 120 Gastgeber gefunden.“Bespaced ist freilich nicht die erste Plattform, die Räume für Events vermittelt. Meinelocation (www.meinelocation.at) beispielsweise ist bereits seit rund vier Jahren auf dem Markt. Auf dieser Internetplattform kann man allerdings nicht sofort eine der rund 100 angebotenen Lokalitäten in Wien, Ober- und Niederösterreich buchen, sondern erhält nur die Kontaktdaten der Anbieter. „Für unsere Partner ist das logistisch nicht anders machbar“, erklärt Betreiber Dominik Scherz aus Krems.

Win-win-Situation

Ähnlich funktioniert Eventinc (www.eventic.at). Während dort vorwiegend Hotels sowie Szenelokale ihre Seminarräume beziehungsweise Partykeller bewerben, liegt das Hauptaugenmerk bei Bespaced und Meinelocation auf außergewöhnlichen Veranstaltungsorten – etwa das Lilo's auf dem Gelände der Brotfabrik im zehnten Bezirk, eine Symbiose aus Vintage-Möbelladen mit Café und angeschlossener Restaurierwerkstatt. Für Lilo's-Betreiberin Beate Hautzenberger eine Win-win-Situation: „Wer sich bei uns einbucht, dem stehen voll eingerichtete Räume zur Verfügung. Und wir profitieren, weil wir Leerstandszeiten minimieren und zudem wertvolle Kontakte knüpfen: Wer hier ist, um ein Seminar zu besuchen, wird vielleicht unser Kunde.“ Eine Eventmanagerin aus der Wiener Start-up-Szene bestätigt den Bedarf: „Wir sind als Verein organisiert und haben keine fixen Räume für große Veranstaltungen. Die Idee, dass man sich woanders für einen Vormittag einmieten und die Infrastruktur des Gastgebers nutzen kann, kommt uns da sehr entgegen.“

Impuls für Kreativität

Für Stefan Wernhart, Geschäftsführer und Gewerbeimmobilienspezialist beim Wiener Immobilienberater EHL, ist das Geschäftsmodell durchaus zukunftsträchtig. „Flexibles Arbeiten ist gefragt, wie auch der im Kommen befindliche Coworking-Sektor zeigt“, sagt der Experte. Die kurzzeitige Einmietung in fremde Unterkünfte könne durchaus die Kreativität befördern, indem das ungewohnte Ambiente den Alltag und das Denken in gewohnten Bahnen verdränge. Dies komme, so argumentiert Wernhart, vor allem jungen, innovativen Branchen zugute. Das „klassische“ Büro oder das Besprechungszimmer werden Coworking-Möglichkeiten und Offsite-Meetings zumindest in absehbarer Zeit aber nicht ganz ersetzen.

Auch viele der Anbieter stammen aus der Kreativbranche, erzählt Chapovalova. „Hinzu kommen aber auch Immobilienentwickler, die zwar langfristige Mieter suchen, aber ihre leer stehenden Räume stundenweise für Events vergeben, bis sie einen Dauermieter gefunden haben.“ Letztlich gebe es aber auch Chefs aus traditionellen Unternehmen, die mit Besprechungen im außergewöhnlichen Rahmen ihren Mitarbeitern einen besonderen Tag bescheren, deren emotionale Bindung zum Unternehmen stärken und zum Teambuilding beitragen wollen. Die Unternehmerin hebt das Alleinstellungsmerkmal von Bespaced hervor: „Die Sofortbuchung ist wichtig, denn heutzutage muss alles schnell gehen.“

Aber es gibt auch etwas, das sie mit den anderen Plattformen gemeinsam hat: Die Preise werden von den Anbietern festgelegt. In Wien liegen sie zwischen 20 Euro pro Stunde für gut ausgestattete kleine Seminarräume und mehr als 2000 Euro pro (Halb-)Tag, beispielsweise für einen Ausstellungsraum des Fotomuseums Westlicht in einem Hinterhof-Industriegebäude im siebten Bezirk. Bespaced selbst kassiert lediglich eine Vermittlungsprovision von 15 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2019)

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