Causa Schwarz: Lackner erwartet personelle Konsequenzen

„Im Ausnahmezustand“ befindet sich laut Visitator Franz Lackner die katholische Kirche Kärntens.
„Im Ausnahmezustand“ befindet sich laut Visitator Franz Lackner die katholische Kirche Kärntens. (c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Für den päpstlichen Visitator Erzbischof Franz Lackner befindet sich die Diözese Gurk-Klagenfurt im „Ausnahmezustand“. Eine missbräuchliche Verwendung von Kirchenbeiträgen habe es aber nicht gegeben. Nach Abschluss der Visitation ist nun Rom am Zug.

Salzburg. Eigentlich wollte Franz Lackner, Salzburgs Erzbischof, ja zum Inhalt des eben fertiggestellten 50-seitigen Abschlussberichts seiner Visitation der Diözese Gurk-Klagenfurt nichts sagen. Doch am Freitag gab das Team der Visitatoren dann tiefe Einblicke – zumindest in die atmosphärischen Störungen in der Kärntner Kirche.

„Die Diözese Gurk-Klagenfurt befindet sich, was das Vertrauen betrifft, in einem Ausnahmezustand“, fasste Lackner zusammen. Dieser Ausnahmezustand gehe durch alle Schichten, so der vom Papst beauftragte Visitator. Benno Elbs, Bischof von Feldkirch und ausgebildeter Psychotherapeut, ergänzte: „Aus meiner Sicht ist die Ursache das Phänomen der Kränkung. Bei den Gesprächen sind uns viele Menschen begegnet, die gekränkt und verletzt wurden.“ Kränkung sei die Wurzel von Destruktion, sie wäre „wie etwas Eiterndes, das in einer Gemeinschaft da ist“. Daraus entstünden Reaktionen, die sachlich nicht erklärbar seien. Doch: „Was nicht ausgesprochen wird, kann nicht erlöst und nicht geheilt werden“, so Elbs.

Die Prüfer haben die Jahre 2008 bis 2018 – die Zeit des mittlerweile in St. Pölten tätigen Bischofs Alois Schwarz – sowie die Zeit der Sedisvakanz unter die Lupe genommen. Seit 2. Juli2018 leitet Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger die Geschicke der Kärntner Kirche. Die Visitatoren haben nicht nur die Ursachen für das schlechte Klima in der Diözese, sondern auch die kirchenrechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte beurteilt. Einer der Vorwürfe an Bischof Schwarz lautet: unsachgemäße Verwendung des bischöflichen Mensalguts. Dazu sagte Herbert Beiglböck, Caritas-Direktor von Graz-Seckau: Im geprüften Zeitraum weise das Bistum ein ausgeglichenes Budget aus. Es habe keine missbräuchliche Verwendung von Kirchenbeiträgen gegeben.

Aber: Beiglböck attestierte „ein hohes Verbesserungspotenzial für die wirtschaftliche Führung des Bistums“. Er sprach von schlechtem Betriebsklima, hoher Personalfluktuation, Misstrauen und fehlender Strategie. Er verwies auf die bekannten Selbstanzeigen bei der Finanz und Untersuchungen der Staatsanwaltschaft wegen Untreue. „Darüber hinaus ist nichts strafrechtlich Relevantes aufgetaucht.“ Vorwürfe des Kärntner Domkapitels, es habe nur unter inakzeptablen Bedingungen Einsicht in den Bericht angeboten bekommen, wiesen die Visitatoren zurück. Man halte sich an kirchenrechtliche Standards, so Lackner. Ein großer Teil des Berichts bestehe aus persönlichen Schilderungen. Es gehe um Datenschutz und die zugesagte Verschwiegenheit.

Wie es weitergeht? Der Abschlussbericht geht am Montag an die Apostolische Nuntiatur in Wien, dann nach Rom. Auf die Frage, ob der Bericht öffentlich gemacht werden sollte, meinte Lackner: „Es handelt sich um ein laufendes Verfahren.“ Nach dessen Abschluss hält er eine Veröffentlichung – unter Wahrung des Persönlichkeits- und Datenschutzes – für denkbar. Nun liege die Causa in Rom. Er habe dort klargemacht, dass es sich um eine Sache mit „großer Urgenz“ handle: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu keinen Konsequenzen kommen wird.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2019)

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