Die zwölfte Staffel der ORF-Tanzshow begann brav und vorhersehbar. Die Laientänzer sind diesmal aber auffallend authentisch und sympathisch, Stefan Petzner irritiert mit Horoskop-Analysen. Die Jury wirkt seltsam unterkühlt.
Fast zwei Jahre war Pause, seit Freitag ist mit "Dancing Stars" eine der erfolgreichsten Shows des ORF zurück (der ORF setzte 2018 aus Kostengründen ein Jahr aus). Und gleich nach den ersten Minuten der Auftaktsendung weiß man wieder, was den Erfolg und bis zu 935.000 Zuseher am ersten Abend ausmachen (Abgesehen davon natürlich, dass man Menschen, die in einer Sache besonders gut sind, offenbar gern dabei zusieht, wie sie sich beim Tanzen zum Affen machen):
Die Show ist zeitlos. Bis auf die Tänzer und Tänzerinnen ändert sich von Mal zu Mal wenig bis nichts. Das kann in schnelllebigen Zeiten Trost spenden und etwas zum Festhalten sein. Mirjam Weichselbraun ist wieder da, in großer roter Robe, die ihren Babybauch dezent betont, Klaus Eberhartinger und sein Witzrepertoire auch; Ballroom und Band sind gleich (die Band ist allerdings aus Spargründen kleiner, es fehlen Streicher, Trompete und Percussions), das Drehbuch und die Sprüche der Show auch ("Der Ballroom brennt!") - und die Kleider der Kandidatinnen sind nach wie vor mehr Zumutung als Garderobe. Nichts getan hat sich seit der vergangenen Staffel auch in der vierköpfigen Jury, wobei das nicht ganz stimmt: Irgendwie verändert sieht das Antlitz von Balletttänzerin Karina Sarkissova aus, man kommt aber bis zum Schluss nicht dahinter, was sich da getan hat. Als ihr Mirjam Weichselbraun irgendwann ein Pokerface ohne Regung attestiert, ist die Tänzerin sichtlich gekränkt.
Besonders sympathisch - und das ist ernst gemeint - ist diesmal das Kandidatenfeld. Man war zum Beispiel gespannt, wie sich der ehemalige Volkstheaterdirektor Michael Schottenberg tun würde. Und er schlägt sich gemeinsam mit Tanzpartnerin Conny Kreuter beim schwierigen Wiener Walzer zum Auftakt gut, auch wenn er ein bisschen zu oft betont, dass er diesmal der Älteste ist. Ehrlich motiviert und ehrgeizig wirken die Profisportlerinnen Nicole Wesner (Boxen) und Lizzy Görgl (Ski). Dafür wurde für Schauspielerin Sunnyi Melles eher nicht das Wort "Anmut" erfunden. Und dass der Tiroler Schauspieler Martin Leutgeb (u.a. "Cop Stories") wirklich gern mitmachen wollte, kann und will er nicht verbergen. (Er hätte schon bei Staffel 11 dabei sein sollen, verknöchelte sich aber damals ausgerechnet bei der Vorstellungs-Pressekonferenz und schied noch vor Sendungsstart aus.) Die Jury belohnte seine Geduld mit extra-guten Punkten.

Gegen das herzliche, offene Lachen der ehemaligen Eishockey-Weltmeisterin und Sängerin Virgina Ernst kann sich wirklich niemand wehren - und dass man 2019 kein Wort mehr darüber verliert, dass in dieser Folge zwei Frauen miteinander tanzen, darf man durchaus als Fortschritt verstehen. (Bei Alfons Haider 2011 war das noch ein bisschen anders.) Einigermaßen ratlos hinterlässt einen allerdings der ehemalige BZÖ-Politiker Stefan Petzner, sowohl tänzerisch als auch im Backstage-Smalltalk. Sein Tanz bleibt ungelenk und steif, dafür ist er danach verbal nicht zu stoppen. Er spricht ohne Punkt und Pause über Horoskope und sein Sternzeichen, sodass Klaus Eberhartinger hilfesuchend zum Gaffaband greift.

Rätsel gibt auch die Jurybank auf, oder anders gesagt: Thomas Schäfer-Elmayer und Hannes Nedbal fehlen immer noch! Die Stimmung unter den vier Juroren wirkt seltsam unterkühlt, sehr viel haben sich Sarkissova, Nicole Hansen, Balázs Ekker und Dirk Heidmann offenbar nicht zu sagen. Da gibt es keine Diskussionen, keine Gespräche untereinander. Und damit kommt man auch zum Problem der Show: Da ist zu viel "wie eh immer", es gibt keine Brüche, kaum Pointen. Niemand schert beim Tanzen nach ganz oben oder unten aus. Auch wenn es der ORF so gern prophezeit, aber nein, dieser Ballroom brennt nicht!
In einer früheren Version des Textes war irrtümlich die Rede von FPö-Politiker Stefan Petzner. Wir bedauern.