Weltuntergang statt Winnie Puuh: Wie China das Kino zensiert

Peking baut die Kontrolle über Filme und TV-Serien aus.
Peking baut die Kontrolle über Filme und TV-Serien aus. REUTERS
  • Drucken

Peking verschärft die Kontrolle über Filme und TV-Serien. Der Start des Queen-Biopics „Bohemian Rhapsody“ in chinesischen Kinos sorgt aber für Verwunderung: Er entspricht so gar nicht der „China Story“.

„Ist das wirklich wahr? Ist das ein Traum?“ So recht glauben wollten chinesische Internetnutzer der Ankündigung nicht. Auch sie dürfen ab 22. März Freddie Mercury auf der Leinwand huldigen. Dann soll „Bohemian Rhapsody“, das vierfach Oscar-gekrönte Biopic über die britischen Glamrockgiganten von Queen, auch in der Volksrepublik in die Kinos kommen. Freilich mit Einschränkungen.

Denn das, was Mercurys Leben abseits des künstlerischen Erfolgs geprägt hat – seine Homosexualität, die Drogenexzesse und sexuellen Eskapaden – gilt in der Volksrepublik als Tabu. So war es nur ein Vorgeschmack, als eine Streamingplattform den Ausdruck „schwuler Mann“ während der Oscar-Verleihung aus der Dankesrede von Hauptdarsteller Rami Malek strich. Die Filmaufsicht schnitt mehr als eine Minute aus dem Film, darunter homoerotische Kussszenen. Zu sehen ist „Bohemian Rhapsody“ zudem nur für kurze Zeit und in einem Bruchteil der rund 5000 Kinos in der Volksrepublik.

Ob die Ausstrahlung einer zensierten Version nun gut oder schlecht sei, darüber ist sich die Bevölkerung nicht einig. Während viele in sozialen Medien die Zensur als Diskriminierung Homosexueller kritisieren, sehen andere den Kinostart als Fortschritt in der streng kontrollierten Film- und Fernsehwelt Chinas. Nicht unter den paar Dutzend ausländischen Filmen, die jährlich zugelassen werden, war vergangenes Jahr etwa die Winnie-Puuh-Verfilmung „Christopher Robin“: Sie bedrohe die Unantastbarkeit Xi Jinpings, User vergleichen die pummelige Statur des honigliebenden Bären gern mit jener des Staats- und Parteichefs.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Film

Chinesischer Film aus Berlinale-Wettbewerb gestrichen

Aus "technischen Gründen" sei der chinesische Beitrag "One Second" aus dem Wettbewerb gezogen worden, lautet die offizielle Erklärung. In Berlin wird aber schon über politische Gründe spekuliert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.