Elizabeth II. hat vor wenigen Tagen ihren ersten Insta-Post abgesetzt. Aber no worries, den Royals geht es hier weniger um plumpe Selbstdarstellung als um dezente PR.
Der Königsberuf ist und bleibt ein echtes Family Business. Die Royals teilen Paläste und öffentliche Auftritte miteinander, gehen bei Skandalen mehr oder weniger gemeinsam durchs Schlamassel – und neuerdings teilen sie auch die sozialen Netzwerke. Ein eigener Account auf Instagram für jedes Mitglied der britischen Königsfamilie wäre auch zu vulgär. Also begnügen sich die Windsors mit einem gemeinsamen Auftritt namens “theroyalfamily” – und lassen dennoch keinen Zweifel daran, wer auf dem Thorn sitzt: Queen Elizabeth II. ziert das Profilbild dieses Accounts. Lang lebe die Königin! Der Rest der Familie darf weiter unten ran.
4,9 Millionen Follower haben die Royals hier. Und irgendwie hat man gedacht, dass die Bande hier mehr Fans haben würde, aber gut. Vergangene Woche jedenfalls konnte man live dabei zusehen, wie Königin Elizabeth ihren ersten Instagram-Post absetzte. Die sicher akribisch geplante Aktion fand bei einem Besuch des Science Museum in London statt, und die Queen postete zwei Screenshots eines Briefes an ihren Ururgroßvater Prinz Albert im Jahr 1843.
Der Post, in dem sie den Hintergrund zu diesem Brief erklärte, war mit „Elizabeth R.“ gezeichnet. In einem Folgepost sah man in einem kurzen Video, wie die bald 93-jährige Majestät, von Hut bis zu den Pumps in Orange, auf ein Pult zusteuerte und auf einem dort befindlichen Smartphone den „Teilen“-Knopf drückte. Hinter ihr kommentierte das ein Mann mit Glatze, heller Brille und Anzug verzückt mit „Ah, this is it. Perfect.“. Der Rest der Anwesenden klatschte. Tja, so sehen Brot und Spiele im Digital Age aus.
Sonst aber ist der Instagram-Account der Royal Family weniger der plumpen Selbstdarstellung gewidmet als der zurückhaltenden PR. Hier macht keiner Selfies von sich, nicht Prinz Harry oder Prinz William, nicht Meghan oder Cate und schon gar nicht die Queen. Hier wird das berufliche Leben aller Familienmitglieder protokolliert, und es bestätigt: Royals leben eintönig.
Hochrangiger Fan aus Österreich
Auf jedem zweiten – nein: auf jedem Bild sieht man irgendein Mitglied der Familie irgendeinem Menschen aus dem Volk die Hand schütteln. Dafür ist der Account aus gendergerechtem Blickwinkel vorbildlich, schließlich gibt es viel mehr Frauen in der Familie: die Königin, ihre Tochter, Prinzessin Anne, ihre Schwiegertöchter Camilla und interessanterweise zuletzt besonders oft Sophie (die Frau von Prinz Edward, dem jüngsten Sohn der Königin), ihre Schwiegerenkelinnen Cate (öfter) und Meghan (noch weniger und häufig an der Seite von Prinz Harry).
Zwischendurch werden Fotos aus dem reichhaltigen Familienalbum der Windsors gepostet: das erste offizielle Bild von Elizabeth als Königin, eine Erinnerung an ihre erste Radioansprache und Schnappschüsse von Staatsbesuchen anderer Ländern des Commonwealth.
Sonst bleibt hier alles nobel und im Rahmen, sogenannte Storys (also Fotos, die nur 24 Stunden sichtbar sind) gibt es kaum. Politische Kommentare findet man hier genauso wenig wie sonst, die Queen hat etwa bisher no single word zum Brexit verloren – das muss man erst einmal schaffen. Insgesamt wirkt dieses Instagram-Profil wie aus der Zeit gefallen, also aus dem Jahr 2015.
Übrigens, der Instagram-Account der Windsors hat auch einen ziemlich hochrangigen Fan aus Österreich: Das Bundeskanzleramt folgt der Queen und ihren Nachfolgern.
ZUR PERSON
Im „Mediagram“ nächsten Montag: Eva DichandKönigin Elizabeth II. (*21. April 1926) aus dem Haus Windsor ist seit 1952 Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Sie ist die längstgediente Monarchin Großbritanniens, seit 1947 verheiratet mit Prinz Philip und vierfache Mutter, Thronfolger ist Prinz Charles (*1948). Der Instagram-Account der Royal Family hat fast fünf Millionen Follower und bislang 2500 Posts. Die 92-jährige Queen hat kürzlich ihren ersten Post selbst abgesetzt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2019)