Sportliche Bankrotterklärung in Hütteldorf

Rapids sportlicher Niedergang in dieser Saison hat seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht
Rapids sportlicher Niedergang in dieser Saison hat seinen vorläufigen Tiefpunkt erreichtGEPA pictures
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Rapid bleiben nur die Qualifikationsgruppe und Hoffnung auf Cup bzw. Europacup-Play-off, die Fans zürnen zu Recht. Trainer Dietmar Kühbauer verpasste die Trendwende, die Zukunft von Sportdirektor Fredy Bickel ist fraglich.

Wien. Rapids sportlicher Niedergang in dieser Saison hat mit dem Verpassen der Meistergruppe der Top sechs seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Statt Duellen mit Salzburg und Derbys gegen die Austria wartet in der Auslosung am Mittwoch also die Qualifikationsgruppe mit Mattersburg oder Innsbruck. Die nötige Schützenhilfe am letzten Spieltag war zwar ohnehin ausgeblieben, gegen Hartberg raubte der leidenschaftslose Auftritt in der zweiten Halbzeit, in der eine 2:0-Führung verspielt wurde, den ohnehin hart geprüften Rapid-Fans die letzte Geduld: Die Mannschaft erntete nach Schlusspfiff ein gellendes Pfeifkonzert.

„Nach so einer zweiten Hälfte haben wir es nicht anders verdient“, sagte Kapitän Stefan Schwab, blieb Erklärungen für die nächste schwache Leistung jedoch schuldig. Trainer Dietmar Kühbauer ortete mangelnde Fitness. „Wir haben es im Herbst verloren, als wir die Doppelbelastung mit der Europa League nicht verkraftet haben“, wälzte der 47-Jährige die Verantwortung auch an seinen Vorgänger, Goran Djuricin, ab. Mit vorläufig Tabellenrang acht stehen die Hütteldorfer unter Kühbauer allerdings genauso schlecht da, wie bei der Übernahme Anfang Oktober. Sein Spielkonzept überzeugt bislang nicht, mit neun Siegen in 22 Spielen fällt die Bilanz mager aus. Auf der Plus-Seite stehen der Aufstieg in Cup und Europa League.

Das internationale Geschäft ist auch die einzige Möglichkeit für einen halbwegs versöhnlichen Abschluss der bislang katastrophalen Saison. Dafür braucht Rapid entweder den ersten Cupsieg seit 1995 – und im Halbfinale Anfang April wartet der formstarke Lask – oder den Sieg in der Qualifikationsgruppe sowie im folgenden Europacup-Play-off gegen den Vierten und Fünften der Meistergruppe.

Bei allen Rechenspielen sollte zudem der Blick nach unten nicht vergessen werden: Nach der Punktehalbierung (mit Abrundung) schrumpfte der Vorsprung auf Schlusslicht Innsbruck auf fünf Punkte. Gerade gegen die sogenannten Kleinen tat sich Rapid heuer ohnehin extrem schwer, diese kennen die im Abstiegskampf nötigen Tugenden zudem bereits.

Auch finanzielle Einbußen

Das prognostizierte Ausbleiben von Zuschauern und VIP-Gästen angesichts der weniger klingenden Gegner im unteren Play-off dürfte Rapid ein Minus im hohen sechsstelligen Bereich bescheren, auch die Einnahmen aus dem TV-Pool werden sinken. Dafür spart sich der Klub zumindest die Punkteprämien für die Spieler. „Uns geht es nicht ums Geld. Uns geht es darum, wieder oben reinzukommen“, beteuerte Schwab.

Fraglich ist die Zukunft von Sportdirektor Fredy Bickel. Dieser hat sich mit dem Klub mündlich auf eine Vertragsverlängerung geeinigt, diese könnte nun aber platzen. Der Kader stellt dem Schweizer jedenfalls kein gutes Zeugnis aus: Von den neun Sommerneuzugängen standen gegen Hartberg lediglich Christoph Knasmüllner und Andrija Pavlović in der Startelf. Deni Alar, Mateo Barać und Marvin Potzmann spielen in Kühbauers Überlegungen keine Rolle mehr, Jérémy Guillemenot wurde nach fünf Kurzeinsätzen überhaupt gleich im Winter wieder abgegeben. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2019)

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