Schüler wollen mehr: „Klima steht nicht auf der Prüfungsliste“

(c) Martin Lusser
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Viele Schüler vermissen die tiefergehende Beschäftigung mit Klima in der Schule. Der Bildungsminister ist offen dafür, es stärker in den Lehrplänen zu verankern.

Wien. Ohne eine Diskussion übers Schulschwänzen für den Klimastreik ging es nicht: Während Geografielehrerin Martina Schwarz der Meinung war, ein Streik an einem Samstag hätte einen ähnlichen Effekt gehabt, waren ihre Schüler – von denen manche mit demonstriert hatten – gestern Vormittag anderer Meinung: Gerade die Tatsache, dass etwa in Wien mehr als 10.000 Schüler während der Unterrichtszeit demonstrierten, habe die nötige Aufmerksamkeit gebracht. Und hätte die junge Schwedin Greta Thunberg nicht genau dazu aufgerufen, würde sie wohl nach wie vor alleine in Stockholm stehen.

So haben die Klimaproteste jedenfalls Nachwirkungen – auch in Wien: Knapp 20 Schülerinnen und Schüler des katholischen Gymnasiums Maria Regina in der Hofzeile in Döbling diskutierten am Mittwoch mit Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Der hatte sie in die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Hohen Warte geladen. Das Ziel, nach einer kurzen Einführung über den Klimawandel und die Auswirkungen, von Hitzetoten und Gletscherschmelze bis zu Extremwetterlagen: zu erfahren, welche Rolle das Klima im Unterricht spielt. Der Tenor: Es gibt Nachholbedarf. Es könne vorkommen, dass man bis zur Matura kaum intensiver mit dem Thema in Berührung komme.

„Es wurde zu wenig über Umwelt und Umweltschutz unterrichtet“, sagte die Siebtklässlerin Luisa (17) zum Minister. „Und wir werden jetzt vor allem auf die Matura vorbereitet. Ich glaube nicht, dass Klima auf der Prüfungsliste steht.“ Auch Emilia (14) fordert mehr ein. „Das Thema kommt viel zu wenig in der Schule an“, sagte sie. Sie hätten vor allem in Chemie dazu gearbeitet – weil die Lehrerin besonders klimaaffin sei. Ein Achtklässler schildert wiederum, dass das das Klima in den vergangenen zwei Jahren in fast jedem Fach besprochen worden sei. „Das kommt sehr auf die Professoren an.“

Eigenes Fach Nachhaltigkeit?

Hier könnte und sollte man ansetzen – sowohl in den Augen einiger Schüler als auch in denen der Organisatoren der Proteste, die Faßmann am Montag einen Forderungskatalog vorgelegt hatten. Der Minister – der eigentlich erwartet hatte, dass Klima eine größere Rolle spielt – ist offen dafür, Klimathemen stärker in den Lehrplänen zu verankern. Die stehen ohnedies vor einer Überarbeitung. „Wir müssen kritisch schauen, ob diese Fragestellungen auch genügend prominent und klar verankert sind.“

Die Forderungen der Schüler gehen freilich teilweise noch weiter: Manche können sich neben interdisziplinären Projektwochen sogar ein eigenes Fach Nachhaltigkeit vorstellen. „Immerhin ist das unsere Zukunft“, sagt Elena (15). Schuldirektorin Martina Leibnitz wünschte sich ein Unterrichtsprinzip Klimaschutz – und dafür auch die notwendigen Ressourcen. Und der Geografielehrer Joachim Wawerda klagte, dass der Klimawandel und die Frage, was man dagegen tun könne, auch im Lehramtsstudium keinen sonderlich prominenten Platz eingenommen habe.

Was man fürs Klima tun kann, kommt auch den Schülern zu kurz. Auf die Frage, was sie machen, nennen sie diverse kleine Schritte, die mehr oder weniger klimarelevant sind: Bei den einen wird regional und saisonal eingekauft, die anderen essen weniger Fleisch und wieder andere bemühen sich, Plastik zu vermeiden. Während manche sich nicht mehr so häufig vom Bahnhof abholen lassen, zeigen bei der Frage, wer mit dem Auto in die Schule gefahren wird (oder selbst fährt) dann aber doch einige auf.

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