IATA: „Höhere Gewalt“

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Den Fluglinien sind Einnahmen von 1,3 Milliarden entgangen.

Genf/Berlin (ag).Der Weltluftfahrtverband IATA hat von der EU und den europäischen Staaten einen Ausgleich für die Einnahmeausfälle durch die Luftraumsperren nach dem Vulkanausbruch in Island gefordert. IATA-Präsident Giovanni Bisignani bezifferte am Mittwoch die bisherigen Einnahmeausfälle mit 1,7 Milliarden Dollar (1,26 Mrd. Euro). Das Ausmaß der Sperren sei unverhältnismäßig gewesen, und die Fluggastrechte belasteten auch bei höherer Gewalt einseitig die Airlines. Allein vom 17. bis 19. April seien 29 Prozent der internationalen Luftfahrt und täglich 1,2 Millionen Passagiere betroffen gewesen. Die Krise habe das Flugverbot in den USA nach den Anschlägen von 9/11 in den Schatten gestellt. Damals war der Luftraum drei Tage gesperrt.

Lockerung der Fluggastrechte gefordert

Bisignani verlangte die Lockerung der Fluggastrechte für solch außergewöhnliche Fälle und eine vorübergehende Lockerung des Nachtflugverbots, um die Versorgungsströme rasch wieder herstellen zu können. Außerdem regte er einen Erlass der Standgebühren für Flugzeuge auf den Flughäfen an.

Besonders wichtig sei die Realisierung des seit Jahrzehnten diskutierten „Single European Sky“: einer einheitlichen Luftraumüberwachung für Europa statt der 28 Flugsicherungen und 60 Kontrollzentren. „27 Staaten sind unfähig, in einem solchen Fall innerhalb von Stunden Daten zu erheben. Es dauerte fünf Tage, bis die Verkehrsminister eine Telefonkonferenz abhielten“, kritisierte Bisignani.

Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber will in das Konzert der Bittsteller indes nicht einstimmen: Er betonte, seine Gesellschaft werde nicht den Vorreiter beim Ruf nach Geldentschädigung spielen. Aber Mayrhuber forderte als Lehre aus der Krise eine gemeinsame Datenbasis für Europa. Die Kosten für die Lufthansa wollte Mayrhuber nicht nennen.

Die Erste Bank zeichnet in einer aktuellen Analyse ein düsteres Bild von den Auswirkungen des isländischen Vulkan-Desasters. „Jede Woche ohne Flugverkehr würde den europäischen Fremdenverkehr zwischen vier und 7,5 Mrd. Euro an Umsatz kosten“, lautet die Einschätzung der Banker. Der Flughafen Wien verliert pro Stilllegungstag etwa eine Million Euro an Umsatz.

Folgen für Ölpreis

Ein massiver Rückgang des Flugverkehrs würde auch den Ölpreis nach unten ziehen, sagt die Erste Bank. Das wiederum würde jedoch die Wirtschaft wieder entlasten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2010)

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