Die Luftraumsperren sind mittlerweile fast völlig aufgehoben, doch Hunderttausende warten noch immer auf ihre Flüge. Nun werden Gerüchte über Sonderbehandlung für Promis laut.
Wien/BANGKOK/Sydney (wg/ag.). Irgendwie ist's wie mit dem Phönix aus der Asche: Eine Woche, nachdem der Auswurf des isländischen Vulkans Eyjafjalla zum Teilkollaps der Weltluftfahrt geführt hatte, funktionierte diese gestern, Mittwoch, weitgehend wieder. In Europa waren Flugverbote und Sperren von Flughäfen fast völlig aufgehoben, die Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol glaubt, dass drei Viertel der Flüge mit Europa-Bezug durchgeführt wurden, freilich oft mit Verspätungen. Heute dürfte wieder Regelflugverkehr über Europa (rund 28.000 Flüge pro Tag) herrschen. Ängste vor neuer Asche wurden von Meteorologen zerstreut: Der Ausstoß sei jetzt gering und reiche vor Ort nur noch in 3000 Meter Höhe; die Winde würden die Asche Richtung Nordnordost ins Polarmeer treiben und sie fiele rascher ins Meer.
Am Flughafen London-Heathrow, dem größten Europas, ist in der Nacht auf Mittwoch das erste Flugzeug seit fünf Tagen gelandet. In Wien-Schwechat war der Betrieb zu 80 Prozent hergestellt. Allerdings hat die Unterbrechung des Flugverkehrs, die laut Experten schlimmer als die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York gewesen sei, zu einem beispiellosen Rückstau bei Passagieren geführt: Immerhin entfielen etwa 100.000 Flüge. Millionen Menschen konnten nicht reisen, viele werden das auch so rasch nicht tun können: So hieß es bei der australischen „Qantas“, es werde drei Wochen dauern, den Rückstau aufzuarbeiten. Die „Cathay Pacific“ (Hongkong) verkauft bis 10. Mai keine Tickets.
Kernproblem ist, dass Passagiere, die für jetzt gebucht haben, auf jene treffen, deren Flug auf derselben Strecke schon Tage zuvor fällig gewesen war. So will etwa der Wiener Manager, der im Jänner einen London-Flug für Freitag gebucht hat, ebenso fliegen wie der London-Urlauber, der seit Tagen nicht abfliegen kann – oder auch jene Londoner, die seit Tagen in Wien festhängen.
Startvorteil für Promis?
In Europa kann man auf Züge und Busse ausweichen; die AUA setzte Busse gar bis ins Baltikum ein. Laut ÖAMTC aber müssten Österreicher etwa in Australien schlimmstenfalls bis Mai ausharren. In Johannesburg sitzt u. a. eine 41-köpfige Reisegruppe aus Österreich fest.
In Bangkok gestrandete Österreicher berichten, die AUA habe andere Nationalitäten vorrangig eingecheckt: „Für die Wiener war wieder kein Platz.“ Auch habe die AUA Prominente, etwa eine bekannte „Ö3“-Radio-Lady, bevorzugt abgefertigt. AUA-Sprecher Martin Hehemann sagte zur „Presse“, von Promi-Fällen wisse er nichts, man pflege aber keine Sonderbehandlung für Promis; allerdings hätten auch diese ein Ticket. Und: „Als AUA können wir nicht nur Österreicher befördern.“
Alle zehn Langstreckenflieger seien im Einsatz, Wien–Bangkok werde mit zwei Jets pro Tag statt einem bedient; der Rückstau dort dürfte bis heute auf etwa 500 Personen sinken. Im Übrigen setze man alle Flugzeuge ein und habe vor Ort zusätzliches Personal rekrutiert. Zusätzliche Jets habe man bisher nicht leasen können, so Hehemann, obwohl sich diesfalls Hoffnung abzeichne.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2010)